2009-09-26 12:55:28

Tschech. Rep.: Benedikts 13. Auslandsreise gestartet – „Fall der Berliner Mauer als historischer Scheidepunkt“


RealAudioMP3 Papst Benedikt XVI. hat seine dreitägige Reise in die Tschechische Republik begonnen. Der Papst flog am Samstagmorgen vom römischen Flughafen Ciampino Richtung Prag. Der Abflug verzögerte sich wegen einer kurzen außerplanmäßigen Begegnung mit Silvio Berlusconi um 25 Minuten. In der tschechischen Hauptstadt wurde Benedikt XVI. von Staatspräsident Vaclav Klaus, dem Prager Kardinal Miloslav Vlk und vom Vorsitzenden der Tschechischen Bischofskonferenz, Jan Graubner, begrüßt.

In seiner Begrüßungsrede erinnerte der Papst daran, dass die tschechische Kultur sehr tief vom Christentum geprägt sei. Auch fügte Benedikt an, dass die gesamte europäische Kultur eine tiefe christliche Prägung habe. Wörtlich sagte er:

„Im Laufe seiner ganzen Geschichte ist dieses Gebiet im Herzen des Kontinents, im Schnittpunkt zwischen Norden und Süden, Osten und Westen ein Treffpunkt für verschiedene Völker, Traditionen und Kulturen geworden. Unbestreitbar hat dies gelegentlich zu Spannungen geführt, die sich aber auf lange Sicht als eine fruchtbare Begegnung erwiesen haben. Daraus ergibt sich die wichtige Rolle der tschechischen Lande in der Geistes-, Kultur- und Religionsgeschichte Europas – zuweilen als Kriegsschauplatz, aber häufiger als Brücke.“

Auch erinnerte der Papst daran, dass in den nächsten Monaten der 20. Gedenktag der so genannten „Samtenen Revolution“ begangen wird,„die für dieses Land eine Zeit außergewöhnlicher Bedrängnis, eine Zeit strenger Kontrolle des Gedankenaustauschs und kultureller Einflüsse zum Glück friedlich beendete.“

Dazu fügte der Papst an:

„Ich verbinde mich mit Ihnen und Ihren Nachbarn im Dank für Ihre Befreiung von jenen Unterdrückungsregimes. Der Fall der Berliner Mauer stellte einen Scheidepunkt in der Weltgeschichte dar, und er war es um so mehr für die Länder Mittel- und Osteuropas, da sie befähigt wurden, ihren rechtmäßigen Platz als unabhängige Akteure im Konzert der Nationen einzunehmen.

Der Preis von 40 Jahren politischer Unterdrückung dürfe nicht unterschätzt werden. Insbesondere das Leid der Unterdrückung des Glaubens dürfe nicht vergessen werden, so Benedikt.

„In diesem Jahr begehen wir den vierzigsten Todestag des Dieners Gottes Kardinal Josef Beran, Erzbischof von Prag. Ich möchte ihm sowie seinem Nachfolger Kardinal František Tomášek, den ich persönlich kennenlernen durfte, Anerkennung zollen für ihr unbeugsames christliches Zeugnis angesichts der Verfolgung. Sie und unzählige mutige Priester, Ordensleute und Laien haben die Flamme des Glaubens in diesem Land lebendig bewahrt.“

Der Papst richtete einen Appell an die Tschechen:

„Da nun die Religionsfreiheit wieder hergestellt ist, rufe ich alle Bürger dieser Republik auf, die christlichen Traditionen, die ihre Kultur geprägt haben, wieder zu entdecken, und ich lade die Christen ein, weiterhin ihre Stimme vernehmen zu lassen, wenn die Nation sich den Herausforderungen des neuen Jahrtausends stellt.“

Die Wahrheit des Evangeliums sei für eine gesunde Gesellschaft unerlässlich, da sie die Menschen für die Hoffnung bereit mache und sie befähige, die unveräußerliche Würde als Kinder Gottes zu entdecken.

Dem tschechischen Präsidenten Klaus wünschte der Papst, dass das Licht der Wahrheit weiterhin sein Land leiten werde. In seiner Begrüßungsrede betonte Präsident Vaclav Klaus den Wertekonsens über die Grenzen der Weltanschauungen hinweg.

„Unsere Ansichten über viele Themen in der komplizierten Welt von heute sind nahe beieinander. Sie basieren auf ähnlichen Prinzipien und Positionen, obwohl wir von verschiedenen philosophischen und wissenschaftlichen Ideen her dorthin gelangt sind.“

Das tschechische Staatsoberhaupt erinnerte an den ersten Besuch von Johannes Paul II. kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, der von großer symbolischer Bedeutung gewesen sei.

„Ebenso symbolisch ist Ihr Besuch, weil wir uns gerade jetzt an den 20. Jahrestag der historischen Veränderungen für unser Land, für ganz Europa und auch für die Kirche in unserem Land erinnern.“

Bei der dreitägigen Reise gehe es dem Papst vor allem darum, „der Kirche in Tschechien Mut zu machen“, erklärte Vatikansprecher Federico Lombardi den Journalisten. In der Tschechischen Republik gilt die Bevölkerungsmehrheit als atheistisch, knapp ein Drittel der fast 11 Millionen Tschechen bezeichnet sich als katholisch.

(rv 26.09.2009 mg)







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