Tschech. Rep.: Benedikts 13. Auslandsreise gestartet – „Fall der Berliner Mauer als
historischer Scheidepunkt“
Papst Benedikt XVI.
hat seine dreitägige Reise in die Tschechische Republik begonnen. Der Papst flog am
Samstagmorgen vom römischen Flughafen Ciampino Richtung Prag. Der Abflug verzögerte
sich wegen einer kurzen außerplanmäßigen Begegnung mit Silvio Berlusconi um 25 Minuten.
In der tschechischen Hauptstadt wurde Benedikt XVI. von Staatspräsident Vaclav Klaus,
dem Prager Kardinal Miloslav Vlk und vom Vorsitzenden der Tschechischen Bischofskonferenz,
Jan Graubner, begrüßt.
In seiner Begrüßungsrede erinnerte der Papst daran,
dass die tschechische Kultur sehr tief vom Christentum geprägt sei. Auch fügte Benedikt
an, dass die gesamte europäische Kultur eine tiefe christliche Prägung habe. Wörtlich
sagte er:
„Im Laufe seiner ganzen Geschichte ist dieses Gebiet im Herzen
des Kontinents, im Schnittpunkt zwischen Norden und Süden, Osten und Westen ein Treffpunkt
für verschiedene Völker, Traditionen und Kulturen geworden. Unbestreitbar hat dies
gelegentlich zu Spannungen geführt, die sich aber auf lange Sicht als eine fruchtbare
Begegnung erwiesen haben. Daraus ergibt sich die wichtige Rolle der tschechischen
Lande in der Geistes-, Kultur- und Religionsgeschichte Europas – zuweilen als Kriegsschauplatz,
aber häufiger als Brücke.“
Auch erinnerte der Papst daran, dass in den
nächsten Monaten der 20. Gedenktag der so genannten „Samtenen Revolution“ begangen
wird,„die für dieses Land eine Zeit außergewöhnlicher Bedrängnis, eine Zeit strenger
Kontrolle des Gedankenaustauschs und kultureller Einflüsse zum Glück friedlich beendete.“
Dazu
fügte der Papst an:
„Ich verbinde mich mit Ihnen und Ihren Nachbarn im Dank
für Ihre Befreiung von jenen Unterdrückungsregimes. Der Fall der Berliner Mauer stellte
einen Scheidepunkt in der Weltgeschichte dar, und er war es um so mehr für die Länder
Mittel- und Osteuropas, da sie befähigt wurden, ihren rechtmäßigen Platz als unabhängige
Akteure im Konzert der Nationen einzunehmen.
Der Preis von 40 Jahren politischer
Unterdrückung dürfe nicht unterschätzt werden. Insbesondere das Leid der Unterdrückung
des Glaubens dürfe nicht vergessen werden, so Benedikt.
„In diesem Jahr
begehen wir den vierzigsten Todestag des Dieners Gottes Kardinal Josef Beran, Erzbischof
von Prag. Ich möchte ihm sowie seinem Nachfolger Kardinal František Tomášek, den ich
persönlich kennenlernen durfte, Anerkennung zollen für ihr unbeugsames christliches
Zeugnis angesichts der Verfolgung. Sie und unzählige mutige Priester, Ordensleute
und Laien haben die Flamme des Glaubens in diesem Land lebendig bewahrt.“
Der
Papst richtete einen Appell an die Tschechen:
„Da nun die Religionsfreiheit
wieder hergestellt ist, rufe ich alle Bürger dieser Republik auf, die christlichen
Traditionen, die ihre Kultur geprägt haben, wieder zu entdecken, und ich lade die
Christen ein, weiterhin ihre Stimme vernehmen zu lassen, wenn die Nation sich den
Herausforderungen des neuen Jahrtausends stellt.“
Die Wahrheit des Evangeliums
sei für eine gesunde Gesellschaft unerlässlich, da sie die Menschen für die Hoffnung
bereit mache und sie befähige, die unveräußerliche Würde als Kinder Gottes zu entdecken.
Dem
tschechischen Präsidenten Klaus wünschte der Papst, dass das Licht der Wahrheit weiterhin
sein Land leiten werde. In seiner Begrüßungsrede betonte Präsident Vaclav Klaus den
Wertekonsens über die Grenzen der Weltanschauungen hinweg.
„Unsere Ansichten
über viele Themen in der komplizierten Welt von heute sind nahe beieinander. Sie basieren
auf ähnlichen Prinzipien und Positionen, obwohl wir von verschiedenen philosophischen
und wissenschaftlichen Ideen her dorthin gelangt sind.“
Das tschechische
Staatsoberhaupt erinnerte an den ersten Besuch von Johannes Paul II. kurz nach dem
Fall des Eisernen Vorhangs, der von großer symbolischer Bedeutung gewesen sei.
„Ebenso
symbolisch ist Ihr Besuch, weil wir uns gerade jetzt an den 20. Jahrestag der historischen
Veränderungen für unser Land, für ganz Europa und auch für die Kirche in unserem Land
erinnern.“
Bei der dreitägigen Reise gehe es dem Papst vor allem darum,
„der Kirche in Tschechien Mut zu machen“, erklärte Vatikansprecher Federico Lombardi
den Journalisten. In der Tschechischen Republik gilt die Bevölkerungsmehrheit als
atheistisch, knapp ein Drittel der fast 11 Millionen Tschechen bezeichnet sich als
katholisch.