Der gestürzte honduranische
Präsident Manuel Zelaya hat erstmals Gespräche mit einem Vertreter der Interimsregierung
geführt. Mit dem Dialog soll ein Ende der Staatskrise erreicht werden. Es habe noch
keine Fortschritte gegeben, aber dies sei der Beginn der Bemühungen, „eine friedliche
Lösung zu finden“, sagte Zelaya am Donnerstag dem Radiosender Globo. Kirchenvertreter
hingegen haben erneut vor einem Bürgerkrieg in Honduras gewarnt. Die Menschenrechtsorganisation
Amnesty International mahnte, die Menschenrechte und der Rechtsstaat seien in großer
Gefahr. Nach der Rückkehr des gestürzten honduranischen Staatschefs Manuel Zelaya
wächst der internationale Druck auf die Übergangsregierung, den Machtkampf friedlich
beizulegen.
Für die Deutsche Bischofskonferenz sagte der Vorsitzende der Kommission
Weltkirche, der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick:
„Ich bete darum und
hoffe, dass sich die Verantwortlichen einigen – um der Bevölkerung willen. Wenn wir
uns als Kirche einmischen, geht es nicht darum, politische Entscheidungen zu beurteilen,
zu verwerfen oder andere politische Entscheidungen herbeizuführen. Das ist nicht unsere
Aufgabe, das wollen wir nicht. Wir kümmern uns um die Bevölkerung. Und wenn wir sehen,
dass irgendetwas der Bevölkerung schaden könnte, dann sagen wir etwas dazu.“
Die
honduranische Bischofskonferenz hatte den Staatsstreich in Honduras vom 28. Juni als
verfassungskonform bewertet, allerdings die Umstände der erzwungenen Ausreise Zelayas
mit Hilfe des Militärs deutlich kritisiert. Die Kirche werde für keine politische
Partei Seite ergreifen, sagte Ende Juni der Präsident der Bischofskonferenz, Kardinal
Óscar Rodríguez Maradiaga.
Laut Berichten von Menschenrechtsorganisationen
vermuteten viele Menschen die Kirche auf der Seite der Putschisten. Erzbischof Schick
kennt Honduras und viele Laien wie Priester dort. Er verteidigt und befürwortet die
Haltung des Kardinals.
„Kardinal Rodriguez hat von Anfang an gesagt, es
wäre besser – obwohl er die politischen Entscheidungen respektiert, wenn Präsident
Zelaya jetzt nicht ins Land zurückkehrt, weil er befürchtet, dass dadurch Bürgerkriege
kommen; wie sich jetzt zeigt, zu Recht. Er hat immer wieder gesagt, es geht ihm darum,
dass Bürgerkrieg verhindert wird, dass es nicht zu Zusammenstößen kommt. Das war seine
Absicht. Das hat er immer wieder bekundet. Es besteht kein Anlass, daran zu zweifeln.“
Die
UNO entzog Honduras indes ihre Unterstützung für die geplanten vorgezogenen Wahlen,
Brasilien forderte Beratungen im UNO-Sicherheitsrat über die Krise. In Tegucigalpa
kamen mindestens zwei Zelaya-Anhänger ums Leben. – Zelaya war Ende Juni wegen seines
Strebens nach einer weiteren, in der Verfassung nicht vorgesehenen Amtszeit vom Militär
abgesetzt und außer Landes gebracht worden. Nach zwei vergeblichen Versuchen kehrte
er am Montag in sein Heimatland zurück und fand in der brasilianischen Botschaft Zuflucht.