Vatikan: Papst würdigt Anselm von Canterbury – Beileid zu Minenunglück in Polen
Auch Papst Benedikt
kondoliert den Polen nach dem schwersten Minenunglück seit Jahrzehnten: Mehr als zwanzig
Bergleute haben bei einer Explosion in der Grube von Ruda Slaska den Tod gefunden.
Im ganzen Land gibt es eine dreitägige Staatstrauer; der Papst sagte von Rom aus,
er bete für die Toten und Verletzten um göttliche Barmherzigkeit. Benedikt wörtlich:
„Gott bewahre alle Arbeiter künftig vor Tragödien dieser Art!“ Bei seiner Generalaudienz
im Vatikan hielt der Papst an diesem Mittwoch eine Katechese über den heiligen Anselm
von Canterbury, dessen 900. Todestag dieses Jahr gefeiert wird. Benedikt nannte ihn
„eine der herausragenden Gestalten des Mittelalters“. „Wie seine Lebensstationen
deutlich machen, war der Mönch und Bischof Anselm ein europäischer Mensch: Er wurde
um 1033 in Aosta in Norditalien geboren, wirkte dann als Lehrer und Abt im französischen
Benediktinerkloster Bec und wurde schließlich Erzbischof von Canterbury in England,
wo er am 21. April 1109 gestorben ist. Als Erzbischof trat Anselm in Treue zum Nachfolger
Petri mutig für die Freiheit der Kirche gegenüber den weltlichen Herrschern ein. Das
brachte ihn in Konflikt mit den englischen Königen, und er musste auch die bittere
Erfahrung der Verbannung machen.“ Vor allem, so der Papst, sei Anselm „ein
großer Theologe und Denker“ gewesen. „Er gilt als Vater der scholastischen
Theologie und erhielt später den Ehrentitel „Doctor magnificus“. Die strenge Logik
seines Denkens ist ganz darauf ausgerichtet, den Geist zur Betrachtung Gottes zu erheben.
Zugleich muss die Theologie aber in einer tiefen Erfahrung des Glaubens gründen, die
den Glauben als unentgeltliches Geschenk Gottes mit Demut annimmt und das Wort Gottes
in das tägliche Leben hinein umsetzt. In einem Gebet bringt Anselm diese theologische
Suche zum Ausdruck: „Herr, ich versuche nicht, in deine Höhe vorzudringen; meine Verstand
kann dich ja auf keine Weise erreichen. Ich wünsche nur, einigermaßen deine Wahrheit
zu begreifen, die mein Herz glaubt und liebt. Denn ich suche nicht zu begreifen, um
zu glauben, sondern ich glaube, um zu begreifen“ (Proslogion, 1). „Das Beispiel
des heiligen Anselm ermutige uns, immer mehr eine tiefe Einheit mit Christus zu suchen“,
sagte der Papst zu den Pilgern aus seiner deutschsprachigen Heimat – und erteilte
allen seinen Apostolischen Segen. Ärger gab es übrigens am Rand der Generalaudienz,
weil eine große Gruppe von Prämonstratensern, darunter ihr Generaloberer, nicht in
die vatikanische Audienzhalle gelassen wurden. Begründung: Die Halle sei voll. Dabei
war die Gruppe angemeldet – und wurde vom Papst, der den „Rauswurf“ offenbar nicht
mitbekam, sogar ausdrücklich begrüßt. „Das war das letzte Mal, dass wir nach Rom kommen“,
meinten einige enttäuschte Ordensmitglieder. Schon bei einer der letzten Generalaudienzen
hatte eine Gruppe Neuverheirateter, denen eigentlich immer ein eigener Block in der
Nähe des Papstes reserviert wird, keinen Zutritt zur Halle erhalten... und wurden
dennoch von Benedikt XVI. gegrüßt. (rv)