Kirchenvertreter bleiben
anlässlich der Auswirkungen der weltweiten Finanzkrise besorgt und fordern ein Gegensteuern
seitens der Politik. „Wir müssen uns an Trippelschritte gewöhnen“, sagte dazu an diesem
Dienstag Luxemburgs Premierminister Jean-Claude Juncker. Beim bevorstehenden G20-Treffen
in Pittsburgh sollte eine Begrenzung der Bonuszahlungen für Manager beschlossen werden,
fordert Juncker, gleichzeitig Vorsitzender der Euro-Gruppe, in der die Wirtschafts-
und Finanzfragen der 16 Euro-Länder in der EU koordiniert werden.
Der Erzbischof
von Luxemburg, Fernand Franck, lobt die Haltung Junckers seit Ausbruch der Finanzkrise.
Doch „wenn der Krankheitsherd nicht geheilt wird“, sei die nächste Krise vorprogrammiert.
Franck reiht sich ein in die Rufer in der Wüste:
„Ich befürchte, dass die
Banker nichts hinzugelernt haben. Da sind nicht nur die Politiker gefordert, sondern
auch die Kirche und alle Meinungsbilder. Aber die Politiker müssen klar ihre Verantwortung
übernehmen; ich nenne nur die Debatte um die Managergehälter, das kann nicht so weiter
gehen. Bei den Banken geht es wieder aufwärts. Wenn nichts unternommen wird, dann
kommt der Crash in einigen Jahren wieder.“
Finanzplätze ohne Regeln – Luxemburgs
Premier Juncker nennt sie „Häfen der Sünde“. Erzbischof Franck mahnt zur Umkehr, Menschen
in Wirtschaft und Finanzwelt sollten sich an der kirchlichen Soziallehre orientieren.
Luxemburg sei zum Beispiel im Streit um das Bankgeheimnis pragmatisch vorgegangen,
so Franck, seit 1990 Oberhirte am Finanzplatz.
„Vor allem mussten wir vorsichtig
sein, die großen Nachbarn nicht zu irritieren. Luxemburg ist nur eine Stimme, eine
feste Stimme; zwar ein kleines Land, aber doch mit einem Background, der beeindruckend
ist.“
Die Kirche habe zwar keineswegs die Krise in diesen Ausmaßen vorausgesehen,
aber das Sozialgefüge breche schon seit einigen Jahren auch im Großherzogtum auseinander.
Versteckte Armut nehme zu, und betroffen sei jetzt vor allem der kleine Mann. Im sozialen
Bereich versuche die Kirche schon lange gegenzusteuern. Erzbischof Franck:
„Bei
uns steigt die Arbeitslosigkeit wirklich besorgniserregend, auch die Teilzeitarbeit.
Vor einem Jahr waren es in Luxemburg 23 Betriebe, jetzt sind es über 150. Das zieht
natürlich auch die Menschen in Mitleidenschaft. Wie entgegensteuern? Die Regierung
versucht ja manches zu tun, aber die Krise ist derzeit noch nicht so spürbar. Wenn
die Wirtschaft wieder anzieht, hoffe ich, dass es nicht noch zu einem bösen Erwachen
kommt.“