Kirchenvertreter sind entsetzt über die Hintergründe des Amoklaufs von Ansbach. „Es
gibt dafür keine Erklärung“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz,
der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, an diesem Montag vor Journalisten.
Der
18-jährige Schüler des Gymnasiums Carolinum hat seine Tat offenbar seit Monaten geplant.
Motiv für den Brandanschlag sei Hass auf die Menschheit und insbesondere auf die Schule,
das gab die Staatsanwaltschaft am Montag bekannt. Auf dem Computer des Täters seien
gelöschte Dateien sichergestellt worden, darunter auch ein 80-seitiges Dossier, in
dem er die Tat geplant habe. Das Dokument sei auf April dieses Jahres datiert gewesen. Erzbischof
Zollitsch sagte zu den Amokläufen in Ansbach und zuvor in Winnenden: „Es bleibt
einem fast die Luft weg, wenn man an diese Situationen denkt, dass derart das Böse
in jungen Menschen stecken kann, dass sie solche Pläne schmieden und dann Mitschülerinnen
und Mitschüler, Lehrerinnen und Lehrer angreifen oder gar zu Tode kommen lassen.“
Auch im Hinblick auf den Mord an dem S-Bahn-Fahrgast in München vor gut einer
Woche forderte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, das Thema Gewalt in
der Öffentlichkeit „beim Namen zu nennen“ und die Geschehnisse aufzuarbeiten. Gleichzeitig
warf Zollitsch die Frage auf, wie mit Killerspielen und Waffenbesitz in Familien umzugehen
sei.
Eine Verschärfung des Strafrechts hält der Erzbischof nicht für sinnvoll,
zeigte aber Verständnis, wenn diese Forderungen bei den Opfern und deren Angehörigen
laut würden.
„Es wird eher darum gehen, zu zeigen, dass wir uns um die Menschen
bemühen, dasswir eine Atmosphäre schaffen, in der solche Gewalt
keinen Platz hat und nicht vorkommt.“ (rv 22.09.2009 bp)