Äthiopien: Muslime feiern Ramadan-Ende als Fest der Begegnung
Muslime in aller Welt
feiern seit Sonntag das Ende ihres Fastenmonats Ramadan. Das so genannte „Zuckerfest“
dauert insgesamt drei Tage und ist nach dem Opferfest die wichtigste Feierlichkeit
im Islam. Weltweit nutzten Muslime das Fest zum ersten Fastenbrechen nach dem Ramadan
auch zur Begegnung mit ihren christlichen Nachbarn, so zum Beispiel in Äthiopien.
In dem vorwiegend christlich geprägten Land gibt es 35 Prozent Muslime. Aus Addis
Abeba berichtet uns der Seelsorger der deutschsprachigen katholischen Gemeinden in
Äthiopien, Joachim Schroedel:
„Die Muslime freuen sich zusammen mit den
Christen. Es gab an diesem Sonntag ein sehr schönes, langes fest. Der ganze Tag war
gefüllt von Fröhlichkeit und Begegnung. Das ist etwas, was man hier sehr stark spürt,
nämlich ein gutes Miteinander zwischen Muslimen und Christen. Die Traditionen zum
Ende des Ramadan unterscheiden sich nicht wesentlich von denen in anderen Ländern.
Es wird vor allen Dingen viel gegessen, wie der Name „Zuckerfest“ schon sagt. Es wird
also das Fasten der letzten Wochen kompensiert. Und man lädt seine Freunde und Gäste
ein. Das ist ein sehr schönes Signal, gerade auch in Anbetracht der Tatsache, dass
es hier in Äthiopien immer noch mehr Christen gibt.“
Äthiopien leide immer
noch unter einem großen Armutsproblem, so Schroedel. Christen und Muslime müssten
daher zusammenhalten, um sich den schwierigen Herausforderungen stellen zu können.
„Die
politische Situation ist relativ angespannt. Die derzeitige Regierung ist kaum willens
auf die Nöte der Menschen wirklich einzugehen und deshalb brodelt es ein bisschen
unter der Oberfläche. Das betrifft Muslime wie Christen und in diesem Punkt hält man
sich an den Händen.“
Doch auch in Ländern mit islamischer Prägung habe
man das Ende des Ramadan als Fest des Dialogs gefeiert, berichtet Schroedel weiter.
Er ist als Pfarrer auch für die deutschsprachigen Gemeinden in Ägypten, Syrien, Jordanien
und im Sudan zuständig. „Gastfreundschaft ist etwas, das Christen und Muslime dort
verbindet“, sagt Schroedel:
„Das Ende des Ramadan oder für die Christen
etwa das Weihnachtsfest sind Zeiten, in denen man zusammenkommt. Das ist also eine
Möglichkeit der Begegnung des Lebens. Der Dialog des Lebens ist hier viel stärker
als der Dialog der Theologie oder der Religionen. Hinter diesen muss man ja seine
Fragezeichen setzen. Kardinal Tauran, der in Rom für den Dialog mit dem Islam zuständig
ist, hat kürzlich auch schon gesagt – und das würde ich so unterschreiben -, dass
gerade auf theologischer Ebene die Grenzen doch sehr scharf sind, aber der Dialog
des Lebens, der muss vorangetrieben werden und man muss sich gegenseitig akzeptieren,
tolerieren und auch fördern und das beobachte ich in Ägypten durchaus.“
Gerade
aus Ägypten hatten sich jedoch in den letzten Monaten Meldungen über Angriffe auf
Kirchen der christlich-koptischen Minderheit gehäuft. Die Feier des „Zuckerfests“
sei aber nicht von solchen Spannungen überschattet worden, so Schroedel. Da sei die
Schweinegrippe das größere Problem:
„Der ägyptische Staat tut eben alles,
um die Ausbreitung zu verhindern. Zum Beispiel sind alle Schulen immer noch geschlossen,
obwohl diese schon seit vier Wochen wieder hätten öffnen sollen. Das fördert eine
Reihe von Spannungen, wenn es zum Beispiel um christliche Schulen geht, während manche
muslimische Schulen dann doch aufmachen. Da muss man also sehr genau hinschauen. Ich
denke, man darf allerdings nicht der Verfolgung das Wort reden. Es gibt nach wie vor
Spannungen, aber der Staat tut alles, dass es nicht zu weiteren Auseinandersetzungen
kommt, so wie es in anderen Staaten der Fall ist, zum Beispiel im Mittleren Osten.
Da ist die Situation für die Christen natürlich eine ganz, ganz schwierige.“
Auch
in Deutschland hatten die beiden christlichen Kirchen in der vergangenen Woche Grußbotschaften
zum ramadanfest an den Koordinationsrat der Muslime verschickt. Sie hatten sich auch
für viele Einladungen von örtlichen Moscheen an christliche Gläubige zu den Feierlichkeiten
bedankt. – Der Fastenmonat Ramadan, in dem Muslime von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang
nichts essen und trinken dürfen, ist der neunte Monat des in der muslimischen Welt
üblichen Mondkalenders. In der Nacht zum 27. Ramadan sollen dem Propheten Mohammed
nach islamischer Überlieferung wichtige Teile des Korans offenbart worden sein.