2009-09-19 12:13:51

„Marsch für das Leben“ - unser Kommentar der Woche.


Es ist jedes Mal ein bewegendes Bild. Einmal im Jahr, meist im September, bahnen Polizisten einer schwarz gekleideten Menschenmenge einen Weg durch die Bundeshauptstadt. Vorbei am Roten Rathaus der Stadt und am Berliner Dom, vorbei am Lustgarten und am Historischen Museum hält der viele hunderte Meter lange Zug auf das Brandenburger Tor zu. Schweigend. Kein Konzert aus Trillerpfeifen und Trommeln ertönt, keine Sprechchöre erklingen, die den Straßenlärm zu übertönen suchen, kein Megafon erschallt, durch das heisere Kehlen Parolen brüllen. Und doch bleiben die Menschen auf den Strassen stehen, halten wie angewurzelt inne und betrachten den kein Ende nehmen zu scheinenden Zug der schweigenden Menschen, der an ihnen vorbei zieht, und aus dem heraus Tausend weiße Kreuze in den Himmel gehalten werden. Hier und da tragen Teilnehmer statt eines Kreuzes auch ein Schild, auf dem der Grund für diesen Marsch angegeben wird: „Wir trauern um die vielen tausend Kinder in unserem Land, die durch Abtreibung ums Leben kommen.“
Kein Vorwurf, keine Anklage, friedlich aber dennoch Gänsehaut verbreitend, so präsentiert sich der „Marsch für das Leben“, zu dem der Bundesverband Lebensrecht und die in ihm zusammengeschlossenen deutschen Lebensrechtsorganisationen jedes Jahr aufrufen. Auch in diesem Jahr. Am 26. September ist es wieder soweit. Heute in einer Woche, genau einen Tag vor der Bundestagswahl wird der „Marsch für das Leben“ wieder durch Berlin ziehen, vom Neptunbrunnen bis zur Hedwigs-Kathedrale, wo er sich – wie in jedem Jahr – zur Feier eines ökumenischen Gottesdienstes auflösen wird.
Diesmal haben Abtreibungsbefürworter massive Störungen angekündigt. Ein Bündnis so genannter Antifaschisten, Feministinnen und Humanisten hat entsprechende Aufrufe im Internet verbreitet. Auch die Partei „Die Linke" und die „Deutsche Gesellschaft für Familienplanung, Sexualpädagogik und Sexualberatung" (Pro Familia) unterstützen die geplanten Störaktionen. Schon in den vergangenen Jahren haben linke Radikale versucht, den friedlichen Trauermarsch gewaltsam zu stören. Farbbeutel wurden in Richtung der Menge geworfen, Teilnehmer verhöhnt: „Hätt‘ Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben, skandierten die nicht nur zahlenmäßig hoffnungslos verloren wirkenden Störer. Überhaupt kein Problem für die Berliner Polizei, die bislang stets die Übersicht behalten hat, und jederzeit für einen reibungslosen Verlauf der angemeldeten Trauerveranstaltung garantierte.
Ob das auch diesmal wieder der Fall sein wird, muss sich allerdings erst zeigen. Das Bündnis der Abtreibungsbefürworter scheint sich viel vorgenommen zu haben. Sein Motto: „1.000 Kreuze in die Spree“ – überall in Berlin plakatiert - lässt jedenfalls auf eine bislang unbekannte Gewaltbereitschaft schließen. Vermutlich werden, um diese zu rechtfertigen, auch deshalb seit Wochen via Internet absurde Anschuldigungen verbreitet. So wirft das Pro-Abtreibungs-Bündnis dem Bundesverband Lebensrecht christlichen Fundamentalismus vor. Der Verband wolle ein „Verbot und die Bestrafung von Abtreibungen". In dem Aufruf wird auch auf militante Abtreibungsgegner aus den USA hingewiesen.
Sorgen mache ich mir deswegen jedoch nicht. In Münster nahm die Polizei im März diesen Jahres 103 Teilnehmer einer unangekündigten Gegendemonstration vorübergehend in Gewahrsam, damit der friedliche Marsch der Lebensrechtler fortgesetzt werden konnte. Bei einer ähnlichen Veranstaltung im Oktober 2008 in München störten etwa 200 Personen die Gebete von christlichen Lebensschützern für Eltern, Ärzte, Krankenschwestern und Politiker durch Brüllen und Pfiffe. Beim „Marsch für das Leben" im vergangenen Jahr in Berlin entblößten zwei Frauen ihre Oberkörper und darauf ein auf dem Kopf stehendes Kreuz. Auch sie wurden von Polizeibeamten abgeführt.
Es ist wichtig, dass wir uns nicht einschüchtern lassen. Sanft und friedlich auf Missstände in unserem Land hinzuweisen, muss auch in Zukunft möglich bleiben. Ganz besonders, wenn es darum geht, darauf hinzuweisen, dass in einem so reichen Land wie Deutschland an jedem Werktag rund eintausend Kinder im Mutterleib getötet werden. Am kommenden Samstag geht es um das Lebensrecht unschuldiger wehrloser Kinder und um die politische Kultur in unserem Land. Jeden, der dazu einen Beitrag leisten will, lade ich hiermit ein, am 26. September nach Berlin zu kommen. Treffpunkt: Neptunbrunnen, 13.00 Uhr. Ich werde da sein. Sie auch?
Claudia Kaminski, Bundesvorsitzende Aktion Lebensrecht für Alle, ALfA e.V.








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