„Marsch für das Leben“ - unser Kommentar der Woche.
Es ist jedes Mal ein bewegendes Bild. Einmal im Jahr, meist im September, bahnen Polizisten
einer schwarz gekleideten Menschenmenge einen Weg durch die Bundeshauptstadt. Vorbei
am Roten Rathaus der Stadt und am Berliner Dom, vorbei am Lustgarten und am Historischen
Museum hält der viele hunderte Meter lange Zug auf das Brandenburger Tor zu. Schweigend.
Kein Konzert aus Trillerpfeifen und Trommeln ertönt, keine Sprechchöre erklingen,
die den Straßenlärm zu übertönen suchen, kein Megafon erschallt, durch das heisere
Kehlen Parolen brüllen. Und doch bleiben die Menschen auf den Strassen stehen, halten
wie angewurzelt inne und betrachten den kein Ende nehmen zu scheinenden Zug der schweigenden
Menschen, der an ihnen vorbei zieht, und aus dem heraus Tausend weiße Kreuze in den
Himmel gehalten werden. Hier und da tragen Teilnehmer statt eines Kreuzes auch ein
Schild, auf dem der Grund für diesen Marsch angegeben wird: „Wir trauern um die vielen
tausend Kinder in unserem Land, die durch Abtreibung ums Leben kommen.“ Kein Vorwurf,
keine Anklage, friedlich aber dennoch Gänsehaut verbreitend, so präsentiert sich der
„Marsch für das Leben“, zu dem der Bundesverband Lebensrecht und die in ihm zusammengeschlossenen
deutschen Lebensrechtsorganisationen jedes Jahr aufrufen. Auch in diesem Jahr. Am
26. September ist es wieder soweit. Heute in einer Woche, genau einen Tag vor der
Bundestagswahl wird der „Marsch für das Leben“ wieder durch Berlin ziehen, vom Neptunbrunnen
bis zur Hedwigs-Kathedrale, wo er sich – wie in jedem Jahr – zur Feier eines ökumenischen
Gottesdienstes auflösen wird. Diesmal haben Abtreibungsbefürworter massive Störungen
angekündigt. Ein Bündnis so genannter Antifaschisten, Feministinnen und Humanisten
hat entsprechende Aufrufe im Internet verbreitet. Auch die Partei „Die Linke" und
die „Deutsche Gesellschaft für Familienplanung, Sexualpädagogik und Sexualberatung"
(Pro Familia) unterstützen die geplanten Störaktionen. Schon in den vergangenen Jahren
haben linke Radikale versucht, den friedlichen Trauermarsch gewaltsam zu stören. Farbbeutel
wurden in Richtung der Menge geworfen, Teilnehmer verhöhnt: „Hätt‘ Maria abgetrieben,
wärt ihr uns erspart geblieben, skandierten die nicht nur zahlenmäßig hoffnungslos
verloren wirkenden Störer. Überhaupt kein Problem für die Berliner Polizei, die bislang
stets die Übersicht behalten hat, und jederzeit für einen reibungslosen Verlauf der
angemeldeten Trauerveranstaltung garantierte. Ob das auch diesmal wieder der Fall
sein wird, muss sich allerdings erst zeigen. Das Bündnis der Abtreibungsbefürworter
scheint sich viel vorgenommen zu haben. Sein Motto: „1.000 Kreuze in die Spree“ –
überall in Berlin plakatiert - lässt jedenfalls auf eine bislang unbekannte Gewaltbereitschaft
schließen. Vermutlich werden, um diese zu rechtfertigen, auch deshalb seit Wochen
via Internet absurde Anschuldigungen verbreitet. So wirft das Pro-Abtreibungs-Bündnis
dem Bundesverband Lebensrecht christlichen Fundamentalismus vor. Der Verband wolle
ein „Verbot und die Bestrafung von Abtreibungen". In dem Aufruf wird auch auf militante
Abtreibungsgegner aus den USA hingewiesen. Sorgen mache ich mir deswegen jedoch
nicht. In Münster nahm die Polizei im März diesen Jahres 103 Teilnehmer einer unangekündigten
Gegendemonstration vorübergehend in Gewahrsam, damit der friedliche Marsch der Lebensrechtler
fortgesetzt werden konnte. Bei einer ähnlichen Veranstaltung im Oktober 2008 in München
störten etwa 200 Personen die Gebete von christlichen Lebensschützern für Eltern,
Ärzte, Krankenschwestern und Politiker durch Brüllen und Pfiffe. Beim „Marsch für
das Leben" im vergangenen Jahr in Berlin entblößten zwei Frauen ihre Oberkörper und
darauf ein auf dem Kopf stehendes Kreuz. Auch sie wurden von Polizeibeamten abgeführt. Es
ist wichtig, dass wir uns nicht einschüchtern lassen. Sanft und friedlich auf Missstände
in unserem Land hinzuweisen, muss auch in Zukunft möglich bleiben. Ganz besonders,
wenn es darum geht, darauf hinzuweisen, dass in einem so reichen Land wie Deutschland
an jedem Werktag rund eintausend Kinder im Mutterleib getötet werden. Am kommenden
Samstag geht es um das Lebensrecht unschuldiger wehrloser Kinder und um die politische
Kultur in unserem Land. Jeden, der dazu einen Beitrag leisten will, lade ich hiermit
ein, am 26. September nach Berlin zu kommen. Treffpunkt: Neptunbrunnen, 13.00 Uhr.
Ich werde da sein. Sie auch? Claudia Kaminski, Bundesvorsitzende Aktion Lebensrecht
für Alle, ALfA e.V.