Indien: Streit im Untersuchungsverfahren zur Christenverfolgung in Orissa
Im Rahmen der aktuellen Untersuchungen zur Christenverfolgung in Kandhamal hat der
Erzbischof von Cuttack-Bhubaneswar, Raphael Cheenath, Kritik an Regierungsvertretern
geübt. Statt Solidarität mit den fast 50.000 verfolgten und evakuierten Christen zu
zeigen, würden nun einige Regierungsvertreter versuchen, die Ursachen der Verfolgungen
zu verschleiern. Das sagte Cheenath nach Angaben der Vatikanzeitung L’Osservatore
Romano. Am vergangenen Mittwoch hatte der Präfekt von Kandhamal, Gangadhar Singh,
bei einer richterlichen Anhörung zu den Vorfällen Christen in ein schlechtes Licht
gestellt. Der Präfekt brachte dabei offenbar Bekehrungen zum Christentum mit der illegalen
Besetzung von regierungseigenem Land in einen Zusammenhang, so die Vatikanzeitung.
Singhs Darstellung der Situation vor der Untersuchungskommission sei „undurchsichtig“
und „nachträglich“, kritisierte Erzbischof Cheenath. Nach Cheenath wolle sich die
Regierung mit solchen Darstellungen aus der Verantwortung ziehen, berichtet die Vatikanzeitung
weiter. Regierungsverantwortliche hätten nach Cheenath schon während der angeblichen
Unregelmäßigkeiten vor der Christenverfolgung im August 2008 eingreifen müssen. Viele
der aus Kandhamal vertriebenen Christen lebten bis heute in Flüchtlingslagern und
prekären Verhältnissen, erinnerte der Erzbischof von Cuttack-Bhubaneswar weiter.