Der Erzbischof von Paris sieht den Gesprächen zwischen Vatikan und schismatisch orientierter
Pius-Bruderschaft mit Skepsis entgegen. „Für eine Einheit braucht man per Definition
zwei“, meinte Kardinal André Vingt-Trois, der auch die französische Bischofskonferenz
leitet, jetzt vor Journalisten. Zufrieden ist der Hauptstadt-Kardinal damit, dass
es nach der Freigabe der klassischen Form des römischen Messritus keinen „Tsunami“
in der religiösen Praxis der Katholiken Frankreichs gegeben habe. Im Großen und Ganzen
seien in dieser Hinsicht „keine einschneidenden Veränderungen“ in den Pfarreien festzustellen.
Die
Krise rund um die Pius-Bruderschaft und weitere Stürme haben die Erfolge des Papstbesuchs
in Frankreich nahezu vergessen lassen, urteilt die katholische Tageszeitung „La Croix“
in ihrem Bericht über das Gespräch mit Kardinal Vingt-Trois. Die Nummer eins des französischen
Katholizismus könne „eine gewisse Skepsis nicht verbergen“, wenn er an die Mitte Oktober
startenden vatikanischen Verhandlungen mit den Lefebvre-Anhängern denke. Diese hätten
doch eigentlich die Vorbedingung des Papstes für solche Gespräche – nämlich eine Anerkennung
des Zweiten Vatikanischen Konzils – noch gar nicht erfüllt. Nach Ansicht von Vingt-Trois
hat sich übrigens in letzter Zeit klar gezeigt, dass die Unterschiede zur Pius-Bruderschaft
nicht nur im Liturgischen liegen: Schließlich seien ja im Erzbistum Paris nach der
Liberalisierung des alten Ritus nur vier traditionalistische Priester zur Erzdiözese
zurück gekehrt; in ganz Frankreich seien es höchstens zwanzig gewesen.
Der
Pariser Kardinal ruft die Katholiken dazu auf, sich die Texte des letzten Konzils
innerlich anzueignen. In den siebziger Jahren habe man gedacht: „Es reicht, wenn wir
das Konzil umsetzen.“ Jetzt zeige sich, dass das allein nicht genügt. Vor dem 50-jährigen
Jubiläum der Konzilseröffnung 2012 will die französische Kirche zahlreiche Info-Initiativen
starten. „Schließlich haben wir heute eine Mehrheit von Katholiken, die zur Zeit des
Konzils noch gar nicht auf der Welt waren.“