2009-09-16 17:44:33

Vatikan/Polen: Erzbischof erhebt Vorwürfe gegen Pharmaindustrie


RealAudioMP3 Ein Vatikan-Mann findet klare Worte: Teile der Pharma-Branche orientieren sich längst nicht mehr an der traditionellen medizinischen Ethik, sondern an der Logik der Industrie. Damit steuert die Welt unversehens auf das Risiko einer humanitären und sanitären Katastrophe zu, warnt der neue Präsident des Päpstlichen Gesundheitsrates. Erzbischof Zygmunt Zimowski sprach vor einigen Tagen bei einem Pharmazeuten-Kongress in Posen zum Thema „Sicherheit von Arzneimitteln: Ethik und Gewissen für Pharmazeuten.“ Besonders warnte der päpstliche „Gesundheitsminister“ vor gefälschten Arzneimitteln in Entwicklungsländern, die mitunter nicht nur nicht heilen, sondern töten.

„Ich möchte alle Apotheker und Beschäftigten der Pharmaindustrie dazu einladen, ihre Identität als katholische Pharmazeuten wiederzubeleben. Und ich möchte sie dazu auffordern, sich aktiv für Kranke in Entwicklungsländern einzusetzen, besonders für Kinder, damit diese Zugang zu den Arzneimitteln erhalten, die sie brauchen. Das gilt ganz besonders für den Kampf gegen Aids, gegen Malaria und gegen Tuberkulose.“

In seinem Vortrag in Posen erhob Erzbischof Zimowski schwere Vorwürfe gegen Teile der Pharmaindustrie. Oft vernachlässigten die Konzerne solche Krankheiten, die typischerweise in Entwicklungsländern auftreten, so Erzbischof Zimowski. Zwar stürben Millionen Menschen an diesen Leiden, doch die entsprechenden Medikamente bildeten für die Pharmakonzerne keinen interessanten Markt. Einige von diesen Arzneien etwa gegen Malaria und Tuberkulose wären auf der Basis der geläufigen pharmazeutischen Erkenntnisse leicht zu entwickeln, gingen aber nie in Produktion, weil die potentiellen Käufer sie sich ohnehin nicht leisten könnten. „Es scheint“, so der Erzbischof, „dass die Entwicklung von Arzneien heute nicht mehr von der traditionellen medizinischen Ethik bestimmt wird, sondern von der Logik der Industrie“.

Ein weiteres dramatisches Problem in der Gesundheitsversorgung armer Länder betreffe die Fälschung von Medikamenten. Afrikanische Kinder stürben an Erkrankungen der Atemwege, weil sie gefälschte Antibiotika erhielten. Überhaupt seien die meisten Opfer falscher Antibiotika und Impfstoffe Kinder, hob der Erzbischof hervor. Er stützte sich unter anderem auf Statistiken der Weltgesundheitsorganisation, denen zufolge es sich etwa bei 30 Prozent aller Medikamente in Südostasien und Lateinamerika um Fälschungen handelt. In Afrika, wo Malaria die mit Abstand häufigste Todesursache ist, sollen die Hälfte aller Malaria-Mittel gefälscht sein.

(rv 17.09.2009 gs)








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