Mehr Verantwortungsbewusstsein
gegenüber der weltweiten Situation fordert der Vatikan von der Vollversammlung der
Vereinten Nationen. Eine weltweite Sozialordnung müsse auch ethische und moralische
Normen respektieren, sagte der Ständige Beobachter des Heiligen Stuhls bei der UNO
in New York, Erzbischof Celestino Migliore, gegenüber Radio Vatikan. Auf seine Initiative
hin wurde die 64. Vollversammlung der Weltgemeinschaft am Montag mit einem ökumenischen
Gottesdienst eröffnet. Migliore:
„Die Delegationen der einzelnen Nationen
sind angehalten, ihre Programme so auszurichten, dass sie eine effektive Antwort geben
auf die vielfachen Krisen, die wir durchleben. Besonders sollten die Nationen die
Wiederbelebung der multilateralen Zusammenarbeit und des Dialogs zwischen Kulturen
und Zivilgesellschaften in Blick behalten.“
Bei den Mitgliedern der Vollversammlung
beobachtet Migliore die Angst, dass die UNO gefährlich an Bedeutung verlieren könne,
wenn sie nicht ihre Entscheidungsmechanismen reformiert. Technische Lösungen reichten
jedoch nicht, warnt der Vatikan-Diplomat. Bei einer UNO-Reform sei vielmehr „echter
politische Wille“ gefragt.
„Es braucht den Mut, die eigenen nationalen Interessen
im Kontext und im Dienst am weltweiten Gemeinwohl zu fördern. Die internationalen
Organisationen müssen zu Plattformen werden, die nicht etwa die Macht eindämmen, sondern
die Probleme der Bevölkerungen aufmerksam beobachtet und tatkräftige Antworten bietet.“
Gerade
auch zur Reform des Weltsicherheitsrats hat Erzbischof Migliore eine dezidierte Ansicht.
Es reiche nicht, bloß über die Erweiterung der Mitgliederländer zu reden – vielmehr
sollten die einzelnen Staaten verantwortlich mit ihrem Veto-Recht umgehen.
„Dieses
Veto-Recht darf nicht länger mit den Begriffen Privileg oder Macht beschrieben werden.
Vielmehr muss es im Licht von Gerechtigkeit und Solidarität betrachtet werden. So
kann rechtzeitig auf die internationalen Bedürfnisse geantwortet werden.“
Benedikt
XVI. betonte dies auch in seiner letzten Enzyklika - der Vatikan sehe in den Vereinten
Nationen eine Autorität, die eine weltweite Sozialordnung garantieren kann, so Migliore.
„Doch
diese Sozialordnung muss auch eine klare ethische und moralische Ordnung anerkennen.
Das muss unbedingt beachtet werden, wenn die UNO weiterhin Bedeutung haben und effizient
sein will.“