Um 8 Uhr 46 Ortszeit haben die US-Amerikaner an diesem Freitag mit einer Schweigeminute
an die knapp 3000 Opfer der Anschläge vom 11. September 2001 erinnert. Behörden und
Privathaushalte waren dazu aufgerufen, ihre Nationalflaggen auf Halbmast zu setzen.
Papst Johannes Paul II. hatte das Grauen angesichts der Anschläge vor acht Jahren
als „unaussprechlich“ bezeichnet, aber sowohl religiös motivierten Terrorismus als
auch dessen leichtfertige Gleichsetzung mit dem Islam verurteilt. Benedikt XVI. betete
bei seinem Besuch am Ground Zero im Jahr 2008 um Frieden in „unserer gewalttätigen
Welt“ und schloss die Terroristen in sein Gebet ein: „Bring auf den Weg der Liebe
jene, deren Herzen und Gedanken vom Hass verzehrt werden.“
An diesem 11. September
hat der Vatikan einen Appell an Christen und Muslime veröffentlicht: die traditionelle
Botschaft zum Ende des Fastenmonats Ramadan, unterzeichnet vom Präsidenten des Päpstlichen
Rates für Interreligiösen Dialog. „Gemeinsam die Armut besiegen“ ist das Thema, Kardinal
Jean-Louis Tauran schlägt „ein gemeinsames Nachdenken“ von Christen und Muslimen darüber
vor. Armut gefährde den Frieden. Für den Vatikan ist Kampf gegen Armut folglich Teil
des Anti-Terror-Kampfes, Teil der - so die Botschaft wörtlich - „Zurückdrängung der
Erscheinungsformen des Extremismus und der Gewalt“.
Weiter heißt es: „Wir
wissen alle, dass die Armut erniedrigt und unerträgliche Leiden erzeugt; sie sind
oft Quelle der Vereinsamung, der Wut, ja sogar des Hasses und des Verlangens nach
Rache. Das kann zu feindlichen Handlungen mit allen zur Verfügung stehenden Mittel
führen, die sogar mit Erwägungen religiöser Art gerechtfertigt werden: sich im Namen
einer angeblichen ,göttlichen Gerechtigkeit’ des Reichtums des anderen, sein Friede
und seine Sicherheit inbegriffen, zu bemächtigen.“
Kampf gegen Armut heißt
für den Vatikan, eine „gesamtmenschliche Entwicklung“ fördern. Papst Paul VI. nannte
diese den „neuen Namen für Frieden“ (Enzyklika Populorum Progressio, 1975,
Nr. 76). Christen und Moslems, Menschen, die an den einen Gott glauben, seien gemeinsam
gefordert, so die Botschaft zum Ramadan:
„Als Gläubige zusammenarbeiten
zu wollen, um gemeinsam gerechte und dauerhafte Lösungen für die Geißel der Armut
zu suchen, bedeutet auch, über die großen Probleme unserer Zeit nachzudenken und,
wenn möglich, sich gemeinsam dafür einzusetzen, um dieses Ziel zu erreichen.“ An die
Globalisierung der Gesellschaften und ihre positiven wie negativen Folgen sollten
geistige und moralische Maßstäbe angelegt werden. „Denn wir teilen die Berufung, eine
einzige Menschheitsfamilie zu gründen, in der alle - Individuen, Völker, Nationen
- ihr Verhalten nach den Grundsätzen der Brüderlichkeit und Verantwortlichkeit ausrichten.“