Drei Monate ist der
Machtwechsel in Honduras jetzt her – ein Putsch unter seltsamen Umständen. Da wurde
mit Manuel Zelaya ein Präsident außer Landes gebracht, der sich in den Augen seiner
Gegner anschickte, die Verfassung zu verletzen; doch auch Zelayas Gegner haben durch
ihre Machtübernahme die Verfassung gebrochen. De-facto-Präsident Roberto Micheletti
hat Wahlen für Ende November angekündigt – doch das evangelische Hilfswerk „Brot für
die Welt“ und die internationale Menschenrechtsorganisation „FIAN“ rufen die EU dazu
auf, diese Wahlen nicht anzuerkennen. Martin Wolpold Bosien ist der Zentralamerika-Fachmann
von FIAN; er erklärt die Gründe für den Boykott-Aufruf: „Das hat damit zu tun,
dass es der Plan der Putschisten ist, die Wahlen abzuhalten und darauf zu hoffen,
dass hinterher die Ergebnisse anerkannt werden. Mit diesem Plan würden sie zum einen
die Straffreiheit für sich garantieren und damit letztlich auch einen gefährlichen
Präzedenzfall für die anderen Demokratien in Lateinamerika schaffen. Denn: Wenn dieses
Beispiel Schule machen würde, dann könnte man davon ausgehen, dass auch bald in anderen
Ländern, wenn es die Lage erlaubt und das Handeln der Regierung gewissen Eliten nicht
passt, ein Staatsstreich passieren kann.“
Ein von den Jesuiten in Honduras
aufgebauter Sender namens „Radio Progreso“ wurde in den Tagen nach dem Putsch vorübergehend
geschlossen, so Bosien. Er erklärt die Haltung der kirchlichen Radio-Macher so:
„Wenn
hier dieser Putsch stattfindet, dann geht es nicht mehr um die Frage, ob wir pro oder
contra Zelaya sind, sondern wir müssen jetzt hier die Demokratie verteidigen! Das
hat den Jesuiten in „Progreso“ auch einiges an Einschüchterung eingebracht. Aber soviel
ich weiß, sind sie jetzt wieder auf Sendung. Sie können nicht landesweit ausstrahlen,
sind aber für viele Regionen ein wichtiger, alternativer Informationsservice und müssen
davon ausgehen, dass ihre Mitarbeiter eingeschüchtert werden, wenn sie auf Demonstrationen
oder auf Veranstaltungen der Regierung gehen.“
(Ein Beitrag unserer Korrespondentin
Brigitte Schmitt, München 09.09.2009 sk)