2009-09-08 18:23:11

Polen: Vertreter der Weltreligionen erinnern an Auschwitz


RealAudioMP3 Die internationale Staatengemeinschaft soll die Erinnerung an die Schrecken in Auschwitz wach halten. Das fordern Vertreter des Judentums, der katholischen Kirche und Israels beim Friedenstreffen der Weltreligionen in Krakau. An der Versammlung in Polen nehmen 300 hochrangige Vertreter von Christentum, Judentum, Islam, Buddhismus und anderen Religionen sowie aus der Politik teil. Zum Abschluss des Treffens unterzeichnen die Religionsrepräsentanten an diesem Dienstag auf dem historischen Marktplatz Krakaus einen gemeinsamen Friedensappell.

Die schmerzhafte Erinnerung an die Shoah müsse die Menschheit zum friedlichen Zusammenleben inspirieren. Das sagt in Krakau der ehemalige Vorsitzende des Internationalen Jüdischen Komitees für Interreligiöse Beratungen (IJCIC), Rabbiner David Rosen. Er fordert einen Fortgang des Wegs der Versöhnung zwischen den Religionen.

„Jede Erinnerung hat – wie im Übrigen jeder andere Aspekt des Lebens auch – eine positive und eine negative Seite. Im Pentateuch wird beispielsweise der Bedeutung der Erinnerung viel Platz eingeräumt. Wieso sollten wir uns aber heutzutage an schreckliche Momente wie in Auschwitz erinnern? Die Bibel bzw. die Thora würde darauf antworten, dass man damit sensibler für die Mitmenschen wird. Die Herausforderung besteht aber darin, dass man keine Angst hat, sich zu erinnern, sondern von der Erinnerung inspiriert wird, um mehr Mitleid und Mitgefühl zu entwickeln.“ 
Es sei ein Zeichen des Triumphs, dass genau 70 Jahren nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gerade in Polen ein internationales Friedenstreffen stattfände, so Rabbi Rosen. Das jährliche Friedenstreffen wird seit 1987 von der katholischen Basisgemeinschaft Sant'Egidio organisiert.

„Diese Treffen verdanken wir vor allem dem verstorbenen Johannes Paul II. Nationen, die lange Zeit verfeindet waren, arbeiten nun zusammen. Es herrscht ein total anderer Geist als vor 70 Jahren. Wichtig ist, dass Religionsgemeinschaften bei Friedensgespräche miteinbezogen werden. Denn Religion ist ein Teil der Lösung, um einen friedlichen Prozess in Gang zu bringen. Das beweist die europäische Geschichte. Religionen müssen politische Initiativen unterstützen, die sich für Frieden einsetzen. Das soll aber nicht im stillen Kämmerlein geschehen. Deshalb sind solche interreligiöse Dialoge wie hier in Krakau wichtig, weil wir auch die öffentliche Meinung darauf aufmerksam machen.“ 
An diesem Dienstag besuchen die Teilnehmer des Friedenstreffens als Zeichen der Versöhnung das ehemalige deutsche Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Dort wurden während des Zweiten Weltkriegs mehr als eine Million Menschen ermordet; die meisten von ihnen waren Juden.

(rv/pm/kna 08.09.2009 mg)
 







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