Der Weltkirchenrat
hat die Regierung der Demokratischen Republik Kongo aufgefordert, entschlossen gegen
sexuelle Gewalt gegen Frauen vorzugehen. Vergewaltiger müssten festgenommen und bestraft
werden, um die „starke Botschaft“ auszusenden, dass diese Delikte nicht toleriert
werden. In den vergangenen Jahren sei sexuelle Gewalt gegen Frauen immer stärker als
Kriegswaffe zum Einsatz gekommen, um die Bevölkerung einzuschüchtern und zu zermürben.
Dazu die presbyterianische Pastorin Micheline Kamba-Kasango - sie ist Mitglied im
Zentralrat des Weltkirchenrates und kommt aus der Hauptstadt des Kongos. „Die
Vergewaltigungen sind absolut grauenvoll, die Täter sind schlimmer als die wildesten
Tiere. Das schreckliche dabei ist, dass dies täglich geschieht – auch heute. Denn
der Krieg ist nicht zu Ende. Viele Frauen sind deshalb im eigenen Land Flüchtlinge
und eine leichte Beute für die Täter. Und doch: Die Frauen haben aber andere Sorgen.
Sie denken hier vor allem daran, nicht getötet zu werden.“
Seit Vergewaltigungen
als „Kriegswaffe“ in Gebrauch kamen, hätten die Kirchen protestiert - und auch gehandelt,
erklärt die Kirchenverantwortliche.
„Die Kirchen versuchen so gut es geht,
den Frauen beizustehen. Doch sie haben hier im Kongo fast keine Mittel zur Verfügung.
Es ist aber wichtig, dass sie sich öffentlich gegen diese Gewalt gegen Frauen äußern.
Die Politiker sind nun gefordert, etwas zu tun. Denn es fehlen Gesetze.“
Die
Dunkelziffer bei den Vergewaltigungen sei sehr hoch, weil die Opfer nach wie vor stigmatisiert
werden. Die Täter wissen, dass die missbrauchten Frauen niemandem ihre verletzten
Genitalien zeigen können, ja oft nicht einmal über die erlittenen Qualen sprechen
können. Nach einer Vergewaltigung droht kongolesischen Frauen soziale Ächtung bis
hin zum Verstoß aus der Gemeinschaft.
„Die Kirchen müssen darauf beharren,
dass die politischen Verantwortlichen hohe Strafen gegen die Täter erlassen. Die Schuldigen
müssen aber auf jeden Fall bestraft werden. Auch das müssen die Kirchen unbedingt
unterstützen.“
Diejenigen, die diese Verbrechen begingen, versuchten, ihren
Opfern möglichst große physische und psychische Wunden zuzufügen, erklärt Kamba-Kasango.
„Wir
müssen den Opfern helfen, ihre Spiritualität wiederzufinden. Es geht auch darum, ihnen
eine Zukunftsperspektive zu zeigen. Dazu brauchen wir aber Mittel. Es reicht natürlich
nicht, nur die Stimme zu erheben. Dennoch möchte ich eines betonen: Wir fordern Gerechtigkeit.“
Im
vergangenen Sommer waren rund um Goma Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Rebellen
aufgeflammt; nach Schätzungen von Hilfsorganisationen wurden 250.000 Menschen in die
Flucht getrieben.