Polen: Interreligiöses Treffen von Sant’Egidio in Krakau
„Der Geist von Assisi
in Krakau“: unter diesem Motto beginnt an diesem Sonntag in der polnischen Stadt das
interreligiöse Gebetstreffen für den Frieden. Bei dem von der katholischen Gemeinschaft
Sant’Egidio organisierten dreitägigen Treffen steht das Gedenken an den Beginn des
Zweiten Weltkriegs vor 70 Jahren und an den Fall der Berliner Mauer vor 20 Jahren.
An der Veranstaltung der katholischen Basisgemeinschaft Sant'Egidio nehmen rund 300
hochrangige Vertreter von Christentum, Judentum, Islam, Buddhismus und anderen Religionen
sowie aus der Politik teil. Der gastgebende Krakauer Kardinal Stanislaw Dziwisz
sagte in seiner Predigt im Eröffnungsgottesdienst, "geistiger Schirmherr" des Friedenstreffens
sei eigentlich Papst Johannes Paul II. Die Konferenz folge seinem Aufruf „Habt keine
Angst! Reißt die Tore weit auf für Christus!“ Gegenüber Radio Vatikan sagte Dziwisz
vorab, das Treffen sei eine Chance, nach dem Fall des Eisernen Vorhangs auch die innere
Einheit Europas zu festigen:
„Es gibt nicht mehr die geographischen Grenzen,
aber es gibt noch die Grenzen in den Herzen der Menschen, und die müssen wir noch
überwinden. Wir müssen Initiativen aufgreifen wie den Brief der polnischen Bischöfe
an die deutschen Amtsbrüder aus Anlass der 1000-Jahrfeier des Christentums in Polen
im Jahr 1965: Ein sehr schöner und immer noch aktueller Brief „Wir vergeben und bitten
um Vergebung“.“ Das Treffen in Krakau sei dazu eine wunderbare Gelegenheit
zur Begegnung:
„Es kommen viele Menschen aus dem Osten: Katholiken wie Orthodoxe
begegnen einander, versammelt um den barmherzigen Jesus. Hoffen wir, dass das gemeinsame
Gebet dieser Christen zur brüderlichen Einheit zusammen führt, um die Neu-Evangelisierung
der Welt zu beginnen, die eben genau dieser Einheit bedarf.“ Dzwisz betont
den ökumenischen Aspekt dieses Weges:
„Es gibt mehr oder weniger die politische
Einheit Europas. Aber es gibt noch nicht die Einheit der christlichen Kirchen. Wir
müssen daher alles tun, um diesen Riss im Innern Europas zu heilen und uns auch für
die spirituelle Einheit einzusetzen. Europa hat christliche Wurzeln: Davon müssen
wir ausgehen um gemeinsam die spirituelle Einheit zu schaffen.“ Der
rumänisch-orthodoxe Erzbischof Serafim Joanta unterstrich, Frieden könne nie mit Gewalt
erzwungen werden. Er sei vielmehr die Frucht der göttlichen Gnade, so der Metropolit
von Deutschland und Zentraleuropa. - An dem Gottesdienst nahmen unter anderen die
Kurienkardinäle Walter Kasper und Stanislaw Rylko sowie Vertreter christlicher Kirchen
teil. Johannes Paul II. hatte die jährliche Begegnung der Religionsführer der Welt
1986 im italienischen Assisi ins Leben gerufen. Seither wurde es von Sant'Egidio
in unterschiedlichen Städten fortgesetzt.