2009-09-06 15:31:29

Der Papst als Stolperstein: Katholiken und Orthodoxe diskutieren beim Renovabis-Kongress


- Von Bernd Buchner (KNA)
Ostkirchliches Institut in Regensburg, Collegium Orientale in Eichstätt, Osteuropa-Hilfswerk Renovabis in Freising: Bayern ist ein Kraftzentrum beim kirchlich vorangetriebenen Brückenschlag zwischen Ost- und Westeuropa. Erneut deutlich wurde das beim 13. Internationalen Renovabis-Kongress, der am Wochenende in Freising zu Ende ging. Knapp 400 Frauen und Männer aus 29 Ländern nahmen an dem dreitägigen Treffen teil - so viele wie nie zuvor. Auf dem Programm standen unter dem Leitwort «Einheit suchen - Vielfalt wahren. Ost und West im ökumenischen Gespräch» Referate, Diskussionen und Workshops sowie geistliche Angebote.
In den vergangenen Tagen sei eine «Basis des Vertrauens zwischen Katholiken und Orthodoxen» deutlich geworden, sagte Renovabis-Hauptgeschäftsführer Pater Dietger Demuth. Das Gespräch zwischen beiden Seiten nehme eine gute Entwicklung. Renovabis war 1993 gegründet worden und half seither mit rund 450 Millionen Euro in den ehemals kommunistischen Ländern. Es sei sehr wichtig gewesen, dass in Freising die verschiedenen Kirchen zu Wort gekommen seien, so der Geistliche. Auch wenn es zwischen katholischer und orthodoxer Kirche keine Einheit gebe, könnten sie in ethischen und sozialpolitischen Fragen zusammenarbeiten.
Die von manchen gepflegte Hoffnung auf eine rasche Einheit dämpfte Kurienkardinal Walter Kasper. Man solle sich hier «keiner Naherwartung hingeben», so der Präsident des päpstlichen Rates für die Einheit der Christen. Die Geschichte von 1.000 Jahren Trennung der Christen in Ost und West lasse sich nicht kurzfristig umkehren. Der katholische Ostkirchenexperte Johannes Oeldemann verwies darauf, dass die katholisch-orthodoxe Spaltung nicht bis an die Wurzel des Glaubens gegangen sei, und rief dazu auf, einander «wiederzuentdecken».
Ein Stolperstein auf dem Weg ist das Papstamt mit seinem Primatsanspruch. Die Orthodoxen würden wohl einen Ehrenprimat akzeptieren, nicht aber die römische Rechtsprechung. Dass sich Primat und Synodalität nicht ausschließen, darüber herrschte Konsens - selbst Kasper deutete katholische Defizite bei synodalen Entscheidungsbefugnissen an. Bei der nächsten katholisch-orthodoxen Gesprächsrunde im Herbst auf Zypern steht die Frage erneut auf der Tagesordnung.
Ein wesentlicher Fortschritt wäre eine innerorthodoxe Verständigung, die nach den Worten Oeldemanns einer katholisch-orthodoxen Einheit vorausgehen muss. Der Renovabis-Kongress lieferte dafür mit einem Ukraine-Schwerpunkt ein anschauliches Beispiel. In der ehemaligen Sowjetrepublik gibt es neben der mit Rom unierten griechisch-katholischen Kirche drei konkurrierende orthodoxe Kirchen: Eine mit Moskau und eine mit Konstantinopel verbundene sowie eine dritte, die sich nach dem Fall des Kommunismus vom Moskauer Patriarchat löste. Da ist Streit vorprogrammiert.
Vertreter der unterschiedlichen orthodoxen Denominationen hatten am Rande der Tagung Gelegenheit zum Austausch. Dieser sei auf «neutralem Boden» oft leichter als in den Ländern selbst, betonte Demuth. Zudem wurde klar, dass etwa beim Religionsunterricht die Kirchen mit jüdischen und muslimischen Gruppen zusammenarbeiteten. Säkularisierung, Globalisierung und Pluralismus seien eben für alle Christen Herausforderungen.
Kasper wandte sich zudem gegen den Eindruck, die katholische Kirche ziehe im ökumenischen Dialog die orthodoxen den evangelischen Christen vor. Auch die Freisinger Konferenz zeigte das Gegenteil: Viele Protestanten nahmen teil, unter ihnen der Ökumenebeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland, Jürgen Schneider. Die evangelische Theologin Jennifer Wasmuth leitete eine der Sektionen. Der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller betonte mit Blick auf den 2. Ökumenischen Kirchentag 2010 in München, man dürfe nicht in ein «negatives Gerede über eine ökumenische Eiszeit verfallen».

(kna 06.09.2009 mc)







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