Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann hat das gemeinsame ethische Profil der beiden großen
Kirchen hervorgehoben. Katholiken und Protestanten hätten in den letzten 25 Jahren
nicht nur beträchtliche Fortschritte in der Glaubenslehre erreicht, sondern auch mit
der Übereinstimmung in Fragen der Ethik eine zweite wichtige Säule geschaffen, sagte
Lehmann am Donnerstagabend in Hannover. Der langjährige frühere Vorsitzende der Deutschen
Bischofskonferenz verwies allerdings auch auf einen „gewissen Wandel der Grundstimmung“
zwischen den Kirchen seit der Jahrtausendwende. Er forderte Katholiken und Protestanten
zur Ursachenforschung auf. Als Indizien für Veränderungen nannte er die Bevorzugung
der „Lutherübersetzung“ in ökumenischen Gottesdiensten sowie das im Jahr 2000 erschienene
Päpstliche Dokument „Dominus Iesus“, in der die besondere Stellung der katholischen
Kirche betont wird. Weiter erklärte er, die Suche jeder Kirche nach dem eigenen Profil
sei legitim, doch führe sie leicht zu Abgrenzung auf Kosten der Gemeinsamkeit. Ebenso
wenig dürfe die notwendige Gemeinsamkeit wie ein kleinster gemeinsamer Nenner erscheinen,
der die jeweiligen Reichtümer der Kirchen in den Hintergrund drängt, mahnte der Theologe.
Eine Form von Konkurrenz zwischen den Kirchen sei nicht völlig zu vermeiden, betonte
Lehmann.