Der Erzbischof von Lahore, Lawrence John Saldanha, ärgert sich über die Langsamkeit,
mit der die Justiz antichristliche Ausschreitungen aufarbeitet. Nach den Unruhen in
der Stadt Gojra vor gut einem Monat waren mehr als hundert islamische Fundamentalisten
festgenommen. „Wir sind enttäuscht darüber, wie der Prozess bisher gelaufen ist“,
sagt nun der Erzbischof. Und weiter: „Ich habe den Eindruck, dass auch diesmal die
Schuldigen ohne Strafe davonkommen werden.“
Der Apostolische Präfekt von Quetta,
Victor Gnanapragasam, betont hingegen, dass es in Pakistan auch viele Gegenden gibt,
in denen Christen und Moslems gut zusammenarbeiten. „Dadurch bilden sie einen Wall
gegen das Vordringen des Fundamentalismus“, meint er. Gnanapragasam relativiert eine
Meldung der „Pakistan Christian Post“ über einen bewaffneten Überfall auf ein von
Katholiken betriebenes Geschäft in seiner Stadt; aus seiner Sicht habe der Überfall,
der zu mehreren Toten geführt haben soll, keine religiösen, sondern nur geschäftliche
Hintergründe.
Im Bistum Hyderabad haben katholische und protestantische Christen
vor ein paar Tagen Moslems zu sich eingeladen; Anlass war das Fastenbrechen im derzeitigen
islamischen Fastenmonat Ramadan. Zu dem Fest neben der Thomas-Kathedrale seien außer
Moslems auch Hindus und Bahai-Gläubige gekommen.
Die pakistanischen Bischöfe
haben angekündigt, Unterschriften gegen das Blasphemiegesetz zu sammeln. Das Gesetz
stellt Beleidigungen gegen den Koran und den islamischen Propheten Mohammed unter
Strafe. Nach Bischofszahlen sind seit Inkrafttreten des Gesetzes 1986 fast tausend
Pakistaner wegen Blasphemie angeklagt worden, darunter viele Christen. Pakistans Premierminister
Yousuf Raza Gilani hat den Christen eine Kommission versprochen, um über eine mögliche
Reform des Gesetzes zu diskutieren.
In Islamabad wurde am Mittwoch ein Attentat
auf den Religionsminister verübt. Der Minister Hamid Saeed Kazmi überlebte, sein Fahrer
wurde getötet.