2009-09-01 12:03:24

1. September: Benedikt XVI. zum Thema Krieg


Doch, es gibt den nach christlichen Kriterien „gerechten Krieg“ – und Benedikt kennt auch aus eigener Anschauung ein Beispiel dafür: Der Kampf der Alliierten gegen Hitler-Deutschland, also gegen Hitlers „Herrschaft der Lüge“ mit ihrem „System der Furcht“ und der „Perversion der Ordnungen“. Da „musste in der Tat die ganze Welt eingreifen, um den Ring des Verbrechens aufzusprengen“, meinte Kardinal Ratzinger 60 Jahre nach der Landung der Alliierten in der Normandie bei einer Gedenkfeier in Bayeux. „Wenn irgendwo in der Geschichte, so ist hier offenkundig, dass es sich bei dem Einsatz der Alliierten um ein bellum iustum handelte, das letztlich auch dem Wohle derer diente, gegen deren Land der Krieg geführt worden ist.“ Einer der jungen Soldaten in den letzten Tagen von Hitlers Wehrmacht war damals der junge Joseph Ratzinger, der seinen 18. Geburtstag 1945 in einer Traunsteiner Kaserne feierte, kurz vor dem Untergang des Nazi-Reiches.
Die Landung der Alliierten schien Kardinal Ratzinger im Rückblick „die Unhaltbarkeit eines absoluten Pazifismus“ zu beweisen. Dennoch sei die Frage jedesmal neu sorgfältig zu erwägen, ob „auch heute ein gerechter Krieg, das heisst ein dem Frieden dienender und unter seinen moralischen Massstäben stehender militärischer Eingriff gegenüber bestehenden Unrechtssystemen möglich ist“. Kurz vor der US-Invasion im Irak von 2003 hat Kardinal Ratzinger diese Frage in einem Gespräch mit Radio Vatikan so gut wie verneint – erst recht für den Irak-Krieg. Generell gilt aus der Sicht des Papstes: „Krieg ist für alle die schlechteste Lösung. Er bringt für niemanden etwas, auch für die scheinbaren Sieger nichts“, und das wissen gerade die Europäer nach den zwei Weltkriegen „sehr genau“.

Mit Nachdruck weist Benedikt XVI. darauf hin, dass das Völkerrecht auch in Zeiten des Krieges, ja gerade dann seine volle Gültigkeit behält. Es könne doch nicht so sein, zitiert er das Konzil, dass, “weil ein Krieg unglücklicherweise ausgebrochen ist, damit nun jedes Kampfmittel zwischen den gegnerischen Parteien erlaubt“ wäre. Das Völkerrecht sollte „die verheerenden Folgen des Krieges vor allem für die Zivilbevölkerung so weit wie möglich … begrenzen“ und muß daher ständig weiterentwickelt werden, um seinen Schutz auch angesichts neuer Formen von Krieg wirksam ausüben zu können. So gibt es ja neuerdings immer mehr Kriege, die gar nicht formell „erklärt (werden), vor allem, wenn terroristische Gruppen sie auslösen“. „Klarere Regeln“ sollten vor allem „dem dramatischen Abdriften, das wir erleben, wirksam entgegentreten“ – das ist wohl eine Anspielung auf den amerikanischen „Krieg gegen Terror“, der u.a. zum Einmarsch im Irak und zum umstrittenen Gefangenenlager Guantanamò auf Kuba geführt hat. Der Papst würdigt internationale Friedens-Missionen, bei denen Soldaten einen „heiklen“ Frieden zu schützen oder überhaupt erst herbeizuführen versuchen – eine „anspruchsvolle Front“.
Quellen: Interview mit Radio Vatikan, 5.8.06; Botschaft zum Weltfriedenstag 2006/07; Werte in Zeiten des Umbruchs, 123-128. Auszug aus: S. Kempis, Benedikt XVI. - Das Lexikon. Benno Verlag2007. 







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