Beim Begräbnis des US-Senators Edward („Ted“) Kennedy in Arlington sind Passagen aus
einem Brief an den Papst verlesen worden. Der Alterzbischof von Washington, Kardinal
Theodore McCarrick, zitierte aus dem letzten Brief des Politikers an Benedikt XVI.
und aus dessen bislang unveröffentlichter Antwort. Die Witwe Edward Kennedys hatte
darum gebeten, um den „Glauben ihres Mannes und den väterlichen Geist des Papstes“
unter Beweis zu stellen.
Edward Kennedy hatte in seinem Brief an den Papst
geschrieben, dass ihm der katholische Glaube in den dunkelsten Stunden seines Lebens
Halt und Trost gewesen sei. Zugleich erinnerte er daran, dass er in vielen seiner
politischen Kämpfe - gegen die Armut, für die Bürgerrechte und gegen die Todesstrafe
- einer Meinung mit dem Vatikan gewesen sei.
Der letzte Brief des Senators
war von US-Präsident Barack Obama persönlich an Benedikt XVI. übergeben worden. Sowohl
aktive Lebensschützer als auch das Magazin „Time“ hatten behauptet, der Brief Edward
Kennedys sei „ohne Antwort“ geblieben. Tatsächlich versicherte der Papst aber in einem
nicht veröffentlichten Antwortbrief den todkranken Senator seines Gebets und seiner
„geistlichen Nähe“ und erteilte ihm seinen apostolischen Segen.
Als Politiker
hatte sich Edward Kennedy für „Pro Choice“, das „Recht der Frauen auf Entscheidung
für die Abtreibung“, eingesetzt und war deswegen von Kirchenvertretern scharf kritisiert
worden. In seinem Brief an den Papst unterstrich Kennedy, dass sein eigentliches politisches
Ziel aber die „Krankenversicherung für alle“ sei, die es bisher in den USA nicht gibt
und die auch Barack Obama zum politischen Ziel erklärt hat. Kennedy: „Es war die zentrale
Sache meines politischen Lebens“.
Kardinal Roger Mahony, Erzbischof von Los
Angeles, sagte, dass die „Stimmlosen, die Machtlosen und die Benachteiligten“ mit
Edward Kennedy einen Wortführer verloren hätten. Mahony bedauerte, dass es ihm im
Lauf der Jahre nicht gelungen sei, den Senator davon zu überzeugen, dass er sich auch
für die Ungeborenen einsetzen müsse. Aber Kennedy habe es sich nicht leicht gemacht
und sich intensiv mit diesem Aspekt seines katholischen Glaubens auseinandergesetzt.
Mahony: „Ich hatte die Hoffnung, dass er eines Tages erkennen muss, wie sehr sein
Einsatz für die Benachteiligten mit den Ungeborenen beginnen muss“.
Der Erzbischof
von Washington, Donald Wuerl, sagte, das „bleibende Vermächtnis“ Edward Kennedys liege
in seinem Einsatz für die Überwindung der Armut, für die Rechte der Arbeiter und die
Gesundheitsvorsorge. Kennedy habe sich aber auch in besonderer Weise für das katholische
Schulwesen eingesetzt.
Edward Kennedy ist am Samstag auf dem amerikanischen
Nationalfriedhof Arlington beigesetzt worden. An der privaten Zeremonie auf dem Friedhof
bei Washington nahmen nur die Familie und enge Freunde teil. In Boston hatten zuvor
rund 1.500 Trauergäste von Kennedy Abschied genommen. Kardinal Sean Patrick O'Malley
leitete den dreistündigen Trauergottesdienst in der katholischen Kathedrale von Boston.
Präsident Barack Obama würdigte in seiner Rede beim Gottesdienst Kennedy als „Seele
der Demokratischen Partei“ und als „Kämpfer für die Rechte derjenigen, die nichts
haben“. Der Senator sei zudem einer „der größten Gesetzgeber“ der jüngsten Vergangenheit
gewesen, so Obama unter Hinweis darauf, dass Kennedy als Mitglied im Oberhaus des
Kongresses an mehr als 300 Gesetzesvorhaben mitgewirkt hatte. Zu Beginn seiner politischen
Karriere engagierte sich Kennedy besonders für die Rechte der Afro-Amerikaner. In
jüngster Zeit galt sein Einsatz vor allem einer - auch von der katholischen Kirche
der USA geforderten - Reform der Einwanderungsgesetze.
Edward Kennedy, der
jüngste Bruder des ersten katholischen US-Präsidenten John F. Kennedy (der im November
1963 in Dallas einem Attentat zum Opfer fiel) war am Dienstag im Alter von 77 Jahren
den Folgen eines Hirntumors erlegen. Er war seit 1962 Senator.