Papst an Schülerkreis: Freude am Glauben ist kein Triumphalismus
Seit Freitag tagt
in Castel Gandolfo bei Rom der „Ratzinger Schülerkreis“. Benedikt XVI. setzt damit
die Tradition fort und traf sich zum fünften Mal als Papst mit früheren Schülern und
Doktoranden. Diese Lehrgespräche hatte er 1971 als Theologieprofessor in Regensburg
eingeführt. „Mission in ökumenischer Perspektive“ war das Thema des dreitägigen Treffens.
Am Samstag nahm der Papst selbst an den Gesprächen teil, an diesem Sonntag feierte
Benedikt XVI. mit den ehemaligen Schülern die Messe.
In der Kapelle der päpstlichen
Sommerresidenz mahnte der Papst einmal mehr zu einer ganzheitlichen Sicht auf die
Bibel.
„Wenn wir die Botschaft des Herrn hören wollen, wie er uns zu Gott
hin führt, und wie Gott durch ihn auf uns zugeht, dann müssen wir dem Herrn ganz zuhören,
nicht einen Ausschnitt, in dem etwas so Wichtiges zum Vorschein kommt, sondern seine
ganze Botschaft, die Evangelien ganz lesen, das Neue Testament und das Alte Testament
in einander.“
Für Israel bedeutet Gottes Gesetz nicht
die Knechtschaft, sondern sei Grund für große Freude, so Benedikt.
„Wir
tasten nicht mehr im Dunkeln, wir suchen nicht mehr herum, was das Rechte sein könnte,
wir sind nicht mehr wie Schafe einer Herde, die nicht wissen, wohin gehen und was
der eigentliche Weg ist, Gott hat sich gezeigt. Er selbst zeigt uns den Weg, wir kennen
seinen Willen, und damit die Wahrheit, die rechte Weisheit.“
In heutiger
Zeit wirke diese Freude Israels merkwürdig:
„Welcher Katholik würde sozusagen
sich freuen wollen, stolz darüber sein, dass Gott sich uns gezeigt, sein Gesicht gezeigt
hat, seine Weisheit im Gekreuzigten seine endgültige Form annimmt gegenüber der Torheit,
die sich für Weisheit hält?“
Es sei falsch, dabei an Triumphalismus zu
denken, betonte das Kirchenoberhaupt. Vielmehr versteht Benedikt die Freude an den
Geboten Gottes als Teil des missionarischen Auftrags:
„Ich glaube, diese
Freude müsste in uns wieder neu aufsteigen, wir müssten froh sein darüber, dass wir
in dem Gewirr der Welt, in der Ausweglosigkeit der Philosophie und der religiösen
Theorien und Meinungen, das Gesicht Gottes sehen dürfen in Christus. Dass er sich
uns bekannt gemacht hat und wir ihn kennen, dass wir wissen, was Gottes Wille ist,
und so wissen, wie zu leben ist. Nur wenn dieses Wissen in uns Freude wird, Dankbarkeit
für die Gabe, die wir nicht schaffen konnten, sondern uns geschenkt wurde, dann wird
Christentum auch wieder missionarisch sein, andere anstecken.“
Die Gebote
seien kein äußerer Zwang, sondern führten zur Freundschaft mit Gott. In der Person
Christi schließlich werde Wahrheit zur Person.
„Reinheit ist ein dialogisches
Ereignis. Sie beginnt damit, dass Er auf uns zugeht, Er der die Wahrheit und die Liebe
ist, dass er uns in die Hand nimmt, dass er in uns eindringt. Und in dem Maß, in dem
wir uns von ihm berühren lassen, in dem Dialog Freundschaft und Liebe wird, in dem
innerste Einheit entsteht, ein Leib und ein Geist – sagt der neue Kanon von der Schrift
her – werden wir selbst Reine, aus seiner Reinheit heraus und daher Mithandelnde,
Mitliebende mit ihm.“