2009-08-30 14:38:16

Papst an Schülerkreis: Freude am Glauben ist kein Triumphalismus


RealAudioMP3 Seit Freitag tagt in Castel Gandolfo bei Rom der „Ratzinger Schülerkreis“. Benedikt XVI. setzt damit die Tradition fort und traf sich zum fünften Mal als Papst mit früheren Schülern und Doktoranden. Diese Lehrgespräche hatte er 1971 als Theologieprofessor in Regensburg eingeführt. „Mission in ökumenischer Perspektive“ war das Thema des dreitägigen Treffens. Am Samstag nahm der Papst selbst an den Gesprächen teil, an diesem Sonntag feierte Benedikt XVI. mit den ehemaligen Schülern die Messe.

In der Kapelle der päpstlichen Sommerresidenz mahnte der Papst einmal mehr zu einer ganzheitlichen Sicht auf die Bibel.

„Wenn wir die Botschaft des Herrn hören wollen, wie er uns zu Gott hin führt, und wie Gott durch ihn auf uns zugeht, dann müssen wir dem Herrn ganz zuhören, nicht einen Ausschnitt, in dem etwas so Wichtiges zum Vorschein kommt, sondern seine ganze Botschaft, die Evangelien ganz lesen, das Neue Testament und das Alte Testament in einander.“

 
Für Israel bedeutet Gottes Gesetz nicht die Knechtschaft, sondern sei Grund für große Freude, so Benedikt.

„Wir tasten nicht mehr im Dunkeln, wir suchen nicht mehr herum, was das Rechte sein könnte, wir sind nicht mehr wie Schafe einer Herde, die nicht wissen, wohin gehen und was der eigentliche Weg ist, Gott hat sich gezeigt. Er selbst zeigt uns den Weg, wir kennen seinen Willen, und damit die Wahrheit, die rechte Weisheit.“

In heutiger Zeit wirke diese Freude Israels merkwürdig:

„Welcher Katholik würde sozusagen sich freuen wollen, stolz darüber sein, dass Gott sich uns gezeigt, sein Gesicht gezeigt hat, seine Weisheit im Gekreuzigten seine endgültige Form annimmt gegenüber der Torheit, die sich für Weisheit hält?“

Es sei falsch, dabei an Triumphalismus zu denken, betonte das Kirchenoberhaupt. Vielmehr versteht Benedikt die Freude an den Geboten Gottes als Teil des missionarischen Auftrags:

„Ich glaube, diese Freude müsste in uns wieder neu aufsteigen, wir müssten froh sein darüber, dass wir in dem Gewirr der Welt, in der Ausweglosigkeit der Philosophie und der religiösen Theorien und Meinungen, das Gesicht Gottes sehen dürfen in Christus. Dass er sich uns bekannt gemacht hat und wir ihn kennen, dass wir wissen, was Gottes Wille ist, und so wissen, wie zu leben ist. Nur wenn dieses Wissen in uns Freude wird, Dankbarkeit für die Gabe, die wir nicht schaffen konnten, sondern uns geschenkt wurde, dann wird Christentum auch wieder missionarisch sein, andere anstecken.“

Die Gebote seien kein äußerer Zwang, sondern führten zur Freundschaft mit Gott. In der Person Christi schließlich werde Wahrheit zur Person.

„Reinheit ist ein dialogisches Ereignis. Sie beginnt damit, dass Er auf uns zugeht, Er der die Wahrheit und die Liebe ist, dass er uns in die Hand nimmt, dass er in uns eindringt. Und in dem Maß, in dem wir uns von ihm berühren lassen, in dem Dialog Freundschaft und Liebe wird, in dem innerste Einheit entsteht, ein Leib und ein Geist – sagt der neue Kanon von der Schrift her – werden wir selbst Reine, aus seiner Reinheit heraus und daher Mithandelnde, Mitliebende mit ihm.“

(rv 30.08.2009 bp)








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