2009-08-27 12:15:43

Vatikan: „Neuer Ratzinger-Schülerkreis“ vor der Premiere


RealAudioMP3 Von Freitag bis Sonntag trifft sich in Castelgandolfo der Ratzinger-Schülerkreis. Benedikt XVI. ist am Samstag mit dabei – die kurze akademische Auszeit vom Papstamt lässt sich Professor Ratzinger nicht nehmen.

„Dieses Jahr sprechen wir von der Mission als Aufgabe der Kirche, das hat der Papst so gewünscht“, sagte Kardinal Christoph Schönborn, Erzbischof von Wien und Angehöriger des Schülerkreises, unseren italienischen Kollegen vor einigen Tagen. Offizieller Titel des "Schülertreffens" lautet: "Mission unter den Völkern: ihre Rechtfertigung und ihre Form heute". Es geht durchaus auch um heikle Fragen, nämlich: wie kommt es, dass die Begegnungen katholischer Missionare mit Vertretern anderer Religionen nicht immer von Harmonie geprägt ist. Sollen religiöse Gegensätze in der Mission herausgestellt werden, oder liegt die größere Gefahr in einer Vermischung religiöser Inhalte? Auch die Rolle von Missionaren anderer Konfessionen wird zur Sprache kommen.

„Es gibt die Möglichkeit, in Europa gemeinsam mit anderen christlichen Konfessionen zu missionieren“, meinte Kardinal Schönborn zum Thema des Schülerkreises. „Der Herr ruft uns dazu, gemeinsam Zeugnis abzulegen. Das ist ein dringender Aufruf von Jesus Christus selbst.“

So kommt es, dass die beiden Hauptvorträge diesmal von einem protestantischen und von einem katholischen Theologen stammen, der früher von der evangelischen Kirche konvertiert war. Es handelt sich um den Tübinger Ökumeniker Peter Beyerhaus bzw. den Münchner Religionswissenschaftler Horst Bürkle. Beide sind bereits emeritiert.

Auch eine Premiere ist in diesem Jahr zu vermelden: ein „Neuer Schülerkreis“ wurde aus der Taufe gehoben. 18 junge Theologen, die dieser neuen Gruppe angehören, reisen in diesem Jahr nach Castelgandolfo. Auch sie sprechen über das Thema Mission. Es gibt keine Vermischung von Schülerkreis und „Neuem Schülerkreis“, einzelne Programmpunkte führen aber beide Gruppen zusammen, sagte der Leiter des Schülerkreises, P. Stephan Horn, gegenüber Radio Vatikan. Die Angehörigen des „Neuen Schülerkreises“ stammen hauptsächlich aus dem deutschen Sprachraum, aber auch ein Nachwuchs-Theologe aus Mexiko und ein weiterer aus Spanien sind dabei. Weiters gibt es Anwärter aus Italien und den USA. Hauptkriterium für die Aufnahme in den „Neuen Schülerkreis“ ist wissenschaftliche Arbeit an der Theologie von Joseph Ratzinger, ein anderes die Beherrschung der deutschen Sprache. Die Idee zu einer Gründung des Nachwuchs-Zirkels kam aus der Mitte des Schülerkreises selbst, so P. Horn.

Der Ratzinger-Schülerkreis besteht seit 1971. Geboren wurde er aus der Tatsache, dass die Studierenden, die bei Joseph Ratzinger in Regensburg die Doktorarbeit schrieben, zu viele waren, als dass der Dogmatik-Professor sie einzeln hätte betreuen können. So traf man sich alle zwei Wochen samstags im Regensburger Priesterseminar. Nach einer gemeinsamen Messe stellten die Doktoranden ihre neuesten Erkenntnisse vor, dann wurde in der Runde darüber diskutiert. Noch heute staunen manche Ratzinger-Schüler darüber, mit welcher Offenheit und intellektuellen Freiheit da über strittige Fragen quer durch die Bandbreite der Theologie debattiert wurde. Deshalb, glaubt Kardinal Schönborn, heben sich auch für Benedikt XVI. die jährlichen Treffen des Schülerkreises vom Alltag eines Papstes wohltuend ab:

„Man sieht, dass diese Treffen für ihn auch ein Moment der Loslösung sind, wenn er mit seinen früheren Studenten zusammen ist – so wie früher. Vor vielen Jahren, als er Professor war uns wir seine Schüler.“ 
Nach der Papstwahl 2005 wollte Benedikt XVI. an der Tradition der jährlichen Treffen festhalten. Seither findet der akademische Austausch der Ratzinger-Schüler in Castelgandolfo statt.

(rv 27.08.2009 gs)

 







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