2009-08-26 12:10:16

Benedikt XVI.: „Umweltschutz ist Solidarität“


RealAudioMP3 Verantwortung für die Schöpfung ist für die Kirche nicht „eine Mode, sondern etwas, was aus ihrem Glauben selber kommt“. Daran hat Papst Benedikt XVI. bei der Generalaudienz in Castelgandolfo an diesem Mittwoch erinnert. Wegen des großen Andrangs an deutschsprachigen Pilgern – 2.200 waren angemeldet – fand die Audienz diesmal in zwei Teilen statt, die Besucher mit der Muttersprache des Papstes wurden gesondert empfangen. Benedikt sprach ohne Manuskript. Hier seine Worte:

„Liebe Freunde, ich freue mich – leider ist die Stimme ein bisschen lädiert – aber ich freue mich, den ganzen Innenhof mit Landsleuten aus Deutschland angefüllt zu sehen. Das ist ein besonders Erlebnis, herzlichen Dank!“

Nach einem Gruß an die zahlreich vertretenen Ministranten und Ministrantinnen sagte der Papst, an sie und an alle anderen Pilger gerichtet:

„Es sind Tage, in denen ihr die Schönheit der Schöpfung sehen konntet, das Meer und die Wälder, die Sonne und hier den See mit den Bergen – Tage, in denen wir erleben, dass die Schöpfung ein Geschenk ist und dass wir dankbar für sie sein dürfen. Tage, in denen wir aber auch sehen, dass die Schöpfung bedroht ist. Der See nimmt ab, und es gibt vielerlei Gefährunden, es gibt die Waldbrände, wir haben gehört, wie in Griechenland rund um Athen die Wälder in Flammen standen. Die vielfältigen Bedrohungen der Schöpfung machen uns nachdenklich, und so möchte ich an diesem Tag gerade über unsere Verantwortung für die Schöpfung sprechen.

Für die Kirche ist es nicht eine Mode, sondern etwas, was aus ihrem Glauben selber folgt. Gleich im ersten Kapitel der Bibel im Schöpfungsbericht wird dem Menschen die Schöpfung anvertraut, damit die Menschen sie zu einem Garten Gottes machen, nicht sie zu zerstören, sondern aus ihr alle die Möglichkeiten herausheben, die Gott in sie hineingelegt hat. Verantwortung für die Schöpfung gehört zu den Grundlagen des christlichen Glaubens, und nur wenn wir die Dinge dieser Welt, unsere Erde, als Schöpfung Gottes ansehen, können wir auch zur rechten Verantwortung kommen und finden, dass die Signale des Guten uns in der Schöpfung selbst gegeben werden, und daran denken, dass auch der Mensch Geschöpf ist, dass auch der Mensch mit sich beliebig umgehen kann, sondern dass er sich in der Verantwortung vor dem Schöpfer verstehen muss. Wenn der Mensch mit sich selbst recht umgeht, geht er auch mit dem anderen recht um. Und wenn er mit den anderen recht umgeht, steht er auch in Solidarität mit der ganzen Erde.

Aber dies alles setzt voraus, dass wir den gemeinsamen Vater kennen, der uns alle geschaffen hat, der uns alle in der geschwisterlichen Solidarität will, und der will, dass wir die Welt so bauen, dass sie Lobpreis Gottes wird. Darum geht es, und das ist ein Punkt, über den ich auch in der Enzyklika „Caritas in Veritate“ über Wahrheit und Liebe angesprochen habe, dass die Entwicklung des Menschen, der Fortschritt, nicht geschehen kann, wenn wir nicht immer dahinter auch die Logik Gottes selbst sehen, wenn wir nicht in der Verantwortung vor Gott miteinander stehen. Nur dann werden wir die großen Probleme der Zukunft und der Gegenwart der Menschheit lösen, das Problem des Hungers, das Problem der Korruption, das Problem der vielfältigen Armut. All dies fordert uns heraus, fordert unsere Vernunft und unseren guten Willen, und fordert zuallererst, dass wir auf den hinschauen, der die Welt gebaut hat, der unser Richter und unser Retter ist.

So möchte ich mit euch die Freude teilen, dass wir eine schöne Erde haben, dass wir schöne Tage erleben durftet, und euch zugleich bitten und aufrufen, dass wir immer mehr den Schöpfer im Auge haben, von da aus uns selbst verstehen lernen, von da aus den anderen annehmen lernen, und so in Verantwortung für die Zukunft handeln, dass die Zukunft eine menschliche Zukunft sei. Und wahrhaft menschlich ist sie nur, wenn sie göttlich ist, wenn wir im Menschen das Bild Gottes sehen und in der Schöpfung den Abglanz seiner Güte.

Bitten wir den Herrn darum, dass er unsere Augen und unserer Herzen öffnet und auch die der anderen, und dass wir so zu wirklichem Fortschritt, zu wirklicher Solidarität in der Welt und unter uns allen kommt.“

Zum Abschluss bat der Papst die Pilger, mit ihm das Vaterunser zu singen. „Und weil singen dreimal beten ist, wie die Väter sagen, singen wir es in Latein, in der gemeinsamen Sprache der weltweiten Kirche.“ Den traditionellen Segen am Ende der Audienz spendete der Papst aber quasi zum Ausgleich auf Deutsch.

(rv 26.08.2009 gs)







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