Verantwortung für
die Schöpfung ist für die Kirche nicht „eine Mode, sondern etwas, was aus ihrem Glauben
selber kommt“. Daran hat Papst Benedikt XVI. bei der Generalaudienz in Castelgandolfo
an diesem Mittwoch erinnert. Wegen des großen Andrangs an deutschsprachigen Pilgern
– 2.200 waren angemeldet – fand die Audienz diesmal in zwei Teilen statt, die Besucher
mit der Muttersprache des Papstes wurden gesondert empfangen. Benedikt sprach ohne
Manuskript. Hier seine Worte:
„Liebe Freunde, ich freue mich – leider ist
die Stimme ein bisschen lädiert – aber ich freue mich, den ganzen Innenhof mit Landsleuten
aus Deutschland angefüllt zu sehen. Das ist ein besonders Erlebnis, herzlichen Dank!“
Nach
einem Gruß an die zahlreich vertretenen Ministranten und Ministrantinnen sagte der
Papst, an sie und an alle anderen Pilger gerichtet:
„Es sind Tage, in denen
ihr die Schönheit der Schöpfung sehen konntet, das Meer und die Wälder, die Sonne
und hier den See mit den Bergen – Tage, in denen wir erleben, dass die Schöpfung ein
Geschenk ist und dass wir dankbar für sie sein dürfen. Tage, in denen wir aber auch
sehen, dass die Schöpfung bedroht ist. Der See nimmt ab, und es gibt vielerlei Gefährunden,
es gibt die Waldbrände, wir haben gehört, wie in Griechenland rund um Athen die Wälder
in Flammen standen. Die vielfältigen Bedrohungen der Schöpfung machen uns nachdenklich,
und so möchte ich an diesem Tag gerade über unsere Verantwortung für die Schöpfung
sprechen.
Für die Kirche ist es nicht eine Mode, sondern etwas, was
aus ihrem Glauben selber folgt. Gleich im ersten Kapitel der Bibel im Schöpfungsbericht
wird dem Menschen die Schöpfung anvertraut, damit die Menschen sie zu einem Garten
Gottes machen, nicht sie zu zerstören, sondern aus ihr alle die Möglichkeiten herausheben,
die Gott in sie hineingelegt hat. Verantwortung für die Schöpfung gehört zu den Grundlagen
des christlichen Glaubens, und nur wenn wir die Dinge dieser Welt, unsere Erde, als
Schöpfung Gottes ansehen, können wir auch zur rechten Verantwortung kommen und finden,
dass die Signale des Guten uns in der Schöpfung selbst gegeben werden, und daran denken,
dass auch der Mensch Geschöpf ist, dass auch der Mensch mit sich beliebig umgehen
kann, sondern dass er sich in der Verantwortung vor dem Schöpfer verstehen muss. Wenn
der Mensch mit sich selbst recht umgeht, geht er auch mit dem anderen recht um. Und
wenn er mit den anderen recht umgeht, steht er auch in Solidarität mit der ganzen
Erde.
Aber dies alles setzt voraus, dass wir den gemeinsamen Vater
kennen, der uns alle geschaffen hat, der uns alle in der geschwisterlichen Solidarität
will, und der will, dass wir die Welt so bauen, dass sie Lobpreis Gottes wird. Darum
geht es, und das ist ein Punkt, über den ich auch in der Enzyklika „Caritas in Veritate“
über Wahrheit und Liebe angesprochen habe, dass die Entwicklung des Menschen, der
Fortschritt, nicht geschehen kann, wenn wir nicht immer dahinter auch die Logik Gottes
selbst sehen, wenn wir nicht in der Verantwortung vor Gott miteinander stehen. Nur
dann werden wir die großen Probleme der Zukunft und der Gegenwart der Menschheit lösen,
das Problem des Hungers, das Problem der Korruption, das Problem der vielfältigen
Armut. All dies fordert uns heraus, fordert unsere Vernunft und unseren guten Willen,
und fordert zuallererst, dass wir auf den hinschauen, der die Welt gebaut hat, der
unser Richter und unser Retter ist.
So möchte ich mit euch die Freude
teilen, dass wir eine schöne Erde haben, dass wir schöne Tage erleben durftet, und
euch zugleich bitten und aufrufen, dass wir immer mehr den Schöpfer im Auge haben,
von da aus uns selbst verstehen lernen, von da aus den anderen annehmen lernen, und
so in Verantwortung für die Zukunft handeln, dass die Zukunft eine menschliche Zukunft
sei. Und wahrhaft menschlich ist sie nur, wenn sie göttlich ist, wenn wir im Menschen
das Bild Gottes sehen und in der Schöpfung den Abglanz seiner Güte.
Bitten
wir den Herrn darum, dass er unsere Augen und unserer Herzen öffnet und auch die der
anderen, und dass wir so zu wirklichem Fortschritt, zu wirklicher Solidarität in der
Welt und unter uns allen kommt.“
Zum Abschluss bat der Papst die Pilger,
mit ihm das Vaterunser zu singen. „Und weil singen dreimal beten ist, wie die Väter
sagen, singen wir es in Latein, in der gemeinsamen Sprache der weltweiten Kirche.“
Den traditionellen Segen am Ende der Audienz spendete der Papst aber quasi zum Ausgleich
auf Deutsch.