Brasilien ist derzeit
Schauplatz eines großangelegten Medienkriegs. Im Mittelpunkt steht dabei die evangelikale
„Universalkirche vom Reich Gottes“. Vor zwei Wochen begann ein Prozess gegen die Führer
der Gemeinschaft. Ihnen wird vorgeworfen, Spendengelder veruntreut und Steuern hinterzogen
zu haben. Seitdem nutzt die „Universalkirche“ in großem Stil Fernsehen, Radio und
Internet, um sich als Opfer einer Verleumdungskampagne darzustellen.
Der Gründer
der evangelikalen Sekte, Edir Macedo, soll zusammen mit neun weiteren Angeklagten
in den letzten Jahren umgerechnet mehr als eineinhalb Milliarden Euro an Spendengeldern
gewaschen und danach in Unternehmen und vor allem in den Aufbau eines eigenen Mediennetzes
investiert haben. Die brasilianische Verfassung schreibt jedoch vor, dass Spenden
von Gläubigen ausschließlich für die jeweilige Glaubensgemeinschaft selbst verwendet
werden dürfen. In ihrem Hausfernsehsender „TV Record“ und in anderen Medien stellt
die Sekte die Vorwürfe nun als ein Komplott der Staatsanwaltschaft und des Fernsehsenders
„TV Globo“ dar, der der katholischen Kirche nahesteht und bei dem es sich um den größten
Konkurrenten von „TV Record“ handelt. Der „Universalkirche vom Reich Gottes“ gehören
allein in Brasilien angeblich rund acht Millionen Gläubige an. Ihr politischer Arm,
die Partei „Partido Republicano Brasileiro“, ist Teil des Regierungsbündnisses von
Präsident Luiz Inacio „Lula“ da Silva, der bei den letzten Wahlen offen um die Stimmen
der Anhänger Macedos warb. Bereits in den 90er-Jahren wurde gegen Macedo selbst und
seine „Universalkirche“ wegen Steuerhinterziehung und angeblicher Wunderheilungen
ermittelt. Zu einer Verurteilung kam es damals nicht. Ob dies im neuen Prozess anders
sein wird, ist daher fraglich.