2009-08-20 10:05:05

USA: Diskussion über Gesundheitsreform


Die Diskussion über die Gesundheitsreform in den USA heizt sich auf: Zuletzt wurden von ignoranten Bürgern sogar Nazi-Symbole bemüht, um das von US-Präsident Barack Obama vorgeschlagene Reformwerk zu kritisieren. Viel Fehlinformation und Falschinterpretation schüren das Feuer. Am Mittwoch startete die „Nationale Glaubens-Gemeinde“ eine 40-tägige Gebetsvigil, um die von den US-Bischöfen gestützte Kampagne für eine „faire und gerechte Gesundheitsreform zum Wohle aller“ zu begleiten. Wie unsere US-Korrespondentin Brigitte Schmitt berichtet, begrüßt die katholische Kirche die lang-überfällige Überholung der kostspieligen Krankenversicherung, allerdings mit Vorbehalten.

Der Gesetzesvorschlag des Ausschusses für Energie und Wirtschaft enthält zwei gravierende Mängel, sagt Richard Doerflinger von der bischöflichen Pro-Life-Aktivistengruppe. Wenn die Krankenversicherung von der Regierung verwaltet wird, die so genannte „public option“, dann heißt das, dass jeder Beitragszahler verpflichtet ist, Abtreibungen mitzufinanzieren. So wie die Pläne derzeit stehen, würden nicht nur medizinisch indizierte Schwangerschaftsabbrüche sondern alle Abtreibungen mit Steuergeldern bezahlt. Das wollen viele Amerikaner nicht. Außerdem würde der Gesetzesvorschlag den bislang gültigen Ausschluss einer Abtreibungsfinanzierung durch Regierungsprogramme aufheben. Lebensschutzaktivisten sind klar in ihrer Botschaft: Das Krankenversicherungssystem muss reformiert werden, aber nicht auf Kosten des ungeborenen Lebens. Kardinal Justin Rigali hatte erst vor einer Woche in einem Brief an die Volksvertreter davor gewarnt, mit der Reform hart erkämpfte Lebensschutzregeln durch die Hintertür aufzuweichen. Angesichts der ausartenden öffentlichen Diskussion lancierten die Bischöfe vergangene Woche eine eigene Webseite mit der Kirchenposition sowie zahlreichen Hintergrundinformationen.

Kirche fordert Schutz des Lebens
Die katholische Kirche ist als Träger von rund 1.000 Krankenhäusern und Altenheimen ein wichtiger Argumentationspartner. Der kirchliche Forderungskatalog betont, dass jede Art von Reform den Schutz und die Würde des Lebens verteidigen sowie eine gerechte Krankenversicherung für alle, vor allem die Armen garantieren muss. Außerdem sollen die Kosten reduziert und die Kostenlast auf alle Beitragszahler gerecht verteilt werden. Präsident Obama weiß, dass er die Gläubigen für seinen Plan gewinnen muss. Am Mittwoch sprach er in einer ersten Konferenz mit Vertretern der jüdischen Gemeinde. In einer zweiten Konferenz will er die Repräsentanten der anderen Glaubensrichtungen von den Vorteilen seiner Reform überzeugen. Pfarrer wie Pastoren sind wichtige Multiplikatoren, schließlich erreichen sie über die Kanzel eine Mehrheit der Bürger.

(rv 20.08.2009 bf)







All the contents on this site are copyrighted ©.