2009-08-20 13:41:09

Debatte in Deutschland: Christentum als Mittel gegen „Entbürgerlichung“?


RealAudioMP3 Eine Wiederbelebung des Christentums könne wirksam gegen „Verwahrlosung und Entbürgerlichung“ in den neuen deutschen Bundesländern sein. Mit dieser These ist Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm in die Kritik geraten. Der Wittenberger Theologe Friedrich Schorlemmer widerspricht scharf und warnt vor einem Verständnis des Christentums als „Allheilmittel“. Im Domradio-Interview erhält Schönbohm Unterstützung vom evangelischen Landesbischof von Sachsen, Jochen Bohl. Das Christentum sei zwar kein „Allheilmittel, aber ein wichtiges Heilmittel“. Bohl erklärt, warum:
„Ich erfahre für mich selber und auch für viele andere Menschen in unserer Kirche, dass der christliche Glaube sehr bedeutend ist. Er gibt Halt und eine zuverlässige Orientierung, die helfen kann, das Gute vom Bösen und das Unwichtige vom Wichtigen zu unterscheiden. Insofern ist es sicherlich richtig, wenn Herr Schönbohm gesagt, dass es gut ist, wenn die Kirche viele Menschen an sich bindet. Und wenn die Menschen am Glauben der Christenheit festhalten.“
„Verwahrlosungsphänomene“ wie Gewaltverbrechen, Kindesmisshandlung und Rechtsradikalismus seien jedoch ein gesamtdeutsches Problem, rückt Bohl Schönbohms These zurecht. Der Verlust an Rückhalt der Kirche sei im Osten Spätfolge der der kommunistischen SED. Im Westen sei diese Schwächung aber sogar unter „freiheitlichen“ Bedingungen geschehen, erinnert Bohl. Was die Kirche gegen „Entkirchlichung“ tun könne: die Menschen an ihre Bürgerpflichten erinnern, zum Beispiel jetzt vor den bevorstehenden Landtagswahlen am 30. August in Sachsen und Thüringen. Bohl:
„Das Allerwichtigste ist, dass wir wählen gehen und das als Bürgerpflicht. Eine hohe Wahlbeteiligung ist ein Zeichen der Zustimmung zur demokratischen Ordnung. Eine niedrige Wahlbeteiligung würde den Abstand vieler Menschen deutlich machen, und das kann eine Demokratie auf Dauer nicht vertragen. Im Übrigen sind auch in Westdeutschland die Erfahrungen mit der Wahlbeteiligung in den letzten 10 bis 15 Jahren nicht besonders gut gewesen. Auch in Sachen Wahlbeteilung fällt der Osten nicht aus dem Rahmen. Daneben gibt es das Thema NPD in Sachsen. Wir werden als Landeskirche deutlich machen, dass für einen Christenmenschen diese Partei nicht wählbar ist.“
In den neuen Bundesländern versuchen evangelische wie katholische Kirchengemeinden, die Bevölkerung für die Wahlprogramme der Parteien und rechtsextreme Inhalte zu sensibilisieren. Ein Beispiel ist das Internetportal der katholische Gemeinde in Thüringen, die auch gegen den Angriff der NPD auf den dunkelhäutigen CDU-Politiker Zeca Schall Stellung bezogen hat.
(domradio/rv 20.08.2009 pr)







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