Afghanistan: „Herzen der Menschen durch Aufbauhilfe gewinnen“
Die Kirche hofft,
dass die Wahlen in Afghanistan friedlich verlaufen werden. Auch die Vereinten Nationen
rufen zu einem reibungslosen Wahlgang auf. Einen Tag vor den Wahlen hat UNO-Generalsekretär
Ban Ki-moon die Afghanen aufgerufen, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen. Mit der
Beteiligung an dem Urnengang würden sie helfen, die demokratischen Institutionen in
ihrem Land zu stärken. Eine hohe Wahlbeteiligung bringe neue Kraft ins politische
Leben Afghanistans, erklärte Ban nach Angaben eines Sprechers. Der Alltag in Afghanistan
bleibe weiterhin gefährlich. Das sagt gegenüber Radio Vatikan der Vorsitzende des
christlichen Hilfswerkes „Shelter Now“-Deutschland, Udo Stolte. Das Hilfswerk unterstützt
u.a. Kriegsflüchtlinge, die nach Afghanistan zurückkehren.
„Das Hauptproblem
ist nach wie vor die Sicherheitslage. Die Afghanen brauchen aber Sicherheit. Das hat
aber auch damit zu tun, wie zufrieden die Menschen sind. Das ist also direkt mit den
Wahlen und allgemein mit Demokratie verbunden. Dazu zählt auch der Wiederaufbau. Die
Menschen müssen sich dort so gut wie möglich fühlen. Sie müssen sich also nicht nur
als Hilfsempfänger sehen, sondern es ist ganz wichtig – um mit einem Zitat zu reden
– dass die Herzen der Afghanen gewonnen werden. Militärisch können natürlich die Herzen
nicht gewonnen werden, so wichtig der Einsatz auch sein mag. Die Herzen werden gewonnen
durch die Aufbau und Entwicklungszusammenarbeit.“
In Afghanistan haben
kurz vor der Präsidentenwahl an diesem Donnerstag viele Hilfswerke ihre Mitarbeiter
in den Urlaub geschickt, weil sie immer häufiger ins Fadenkreuz der radikal-islamischen
Taliban geraten. In den Augen der Aufständischen sind auch die Agrarwissenschaftler
und Ingenieure Teil der westlichen Besatzer, die bekämpft werden müssen. Die Christen
in Europa können aber auch von Zuhause aus helfen. Das sagt Udo Stolte von „Shelter
Now“.
„Wir sind ein christliches Hilfswerk und arbeiten in einem zu 99 Prozent
muslimischen Land. Das ist grundsätzlich kein Problem. Wir sind dort sehr hoch angesehen.
Unser Verständnis von christlicher Nächstenliebe besteht gerade darin, diesen Menschen
zu helfen, die sich in einer Notlage befinden. Von Europa aus kann man als Christ
für Afghanistan beten. Vor allem kann man in diesen Tagen, an denen die Wahlen stattfinden,
für den Schutz dieser Wahlen und der Wähler zu beten. Das ist ein konkreter Hinweis.
Weiter können Christen Hilfsorganisationen unterstützen. Wenn sie wollen, können sie
dabei christliche Werke wählen, die unter der Prämisse der christlichen Nächstenliebe
wirken und die Menschen in dieser Not helfen.“
Die afghanische Regierung
rechnete am Dienstag damit, dass sich die Mehrheit der über 15 Millionen Wahlberechtigten
nicht durch die Anschlagsdrohungen von der Stimmabgabe abbringen lassen wird. Die
durchschnittliche Zahl der Angriffe von Aufständischen ist in Afghanistan nach Angaben
der NATO in den vergangenen vier Tagen von 32 auf 48 pro Tag gestiegen.