Die französische Lehrerin
Clothilde Reiss hatte Glück, dass ihr Land sie mit einer Kaution freikaufte. Viele
Christen im Iran kommen nicht in den Genuss einer solchen Befreiung. Während der jüngsten
Spannungen zwischen Regierung und Oppositionsbewegung sind vor allem sie ins Blickfeld
des Regimes geraten: Immer wieder kam es in den vergangenen Monaten zu regelrechten
Verhaftungswellen der mit „westlichen Feinden“ gleichgesetzten Gläubigen. Das berichtet
der Leiter des internationalen Hilfswerkes „Open Doors“, Markus Rode, im Gespräch
mit Radio Vatikan. Die Verfolgung ziele vor allem auf die zum Christentum übergetretenen
„Konvertiten“ ab, so Rode. Von den insgesamt 250.000 Christen sind das knapp die Hälfte.
Rode:
„Die Geheimpolizei ist darauf konzentriert, diese Christen aufzuspüren
und sie zurück zum Islam zu zwingen. Und dazu braucht man Folter und im Zweifelsfall
– unabhängig von der Frage, ob es ein Todesurteil offiziell gibt – werden und wurden
auch in der Vergangenheit Pastoren oder Abgefallene vom Islam durch halbstaatliche
Geheimdienste hingerichtet. Also das muss nicht immer ganz offiziell in der Weltöffentlichkeit
abgehandelt werden.“
Offiziell weiß man von mindestens 50 inhaftierten
Christen, „Open Doors“ geht aber von weitaus höheren Zahlen aus. Denn die eigentliche
Verfolgung finde im Verborgenen statt, so Rode. Die durch Kaution freigekommene Französin
Clothilde Reiss sei ein privilegierter Einzelfall. Rode:
„Aber die Christen,
die iranische Staatsbürger sind, haben eben diesen Schutz nicht. Und das ist genau
der Grund, weshalb wir von Open Doors die Öffentlichkeit aufrufen, speziell den Christen
zu sagen: Wenn wir als Christen uns nicht einsetzen für unsere Glaubensgeschwister
im Iran, dann wird sehr wenig getan. Wir haben nicht den Schutz, den die französische
Lehrerin hatte. Die Christen werden dort nach dem iranischen Prinzip – mit Folter,
Schlägen und Vergewaltigungen – dazu gezwungen, zum Islam zurückzukehren. Und wir
müssen sehr aktiv werden. Gerade jetzt in dieser Situation.“
Neben den
Bemühungen der internationalen Politik seien nun weltweit alle Christen gefordert,
die Christen im Iran durch Solidaritätsbekundungen von innen heraus zu stärken. Rode:
„Der Kampf soll sein: Für Freiheit, den Glauben zu leben als Christ. Dazu
gehört eben, dass wir als Christen sie stärken vor Ort, dass sie ihren Glauben leben
können, dass sie Bibeln bekommen und dass sie auch Hilfe von uns bekommen. Zum Beispiel
machen wir Ermutigungsbriefaktionen, dass wir auch bewusst von Christen Briefe rüberbringen
zu iranischen Christen bis in die Gefängnisse hinein, dass sie einfach wissen: Ihr
seid nicht allein, es gibt viele Christen, in Deutschland, in anderen Ländern, die
hinter euch stehen, die für euch beten und die einfach mit euch gemeinsam durch diese
schwierige Zeit gehen, indem sie immer wieder an euch denken im Gebet.“