2009-08-14 14:58:57

Italien: „Religionsunterricht keine Bekehrung, sondern kulturelles Basiswissen“


RealAudioMP3 Der katholische Religionsunterricht an den staatlichen italienischen Schulen soll in Zukunft nur eine geringe Rolle spielen. Das regionale Verwaltungsgericht Latium hatte im Juli entschieden, dass das Fach Religion in der Gesamtbewertung der Schulleistungen kein Gewicht mehr haben solle und die Religionslehrer von den Zeugniskonferenzen ausgeschlossen werden sollten. Eine solche Abwertung des Religionsunterrichtes diskriminiere 6 Millionen angehende Religionslehrer und bereits tätige Dozenten, schreibt die Vatikan-Zeitung „Osservatore Romano“. Auch der Präsident der rechtlichen Vereinigung italienischer Katholiken „Unione Giuristi Cattolici Italiani“ Francesco D’Agostini, ist dieser Ansicht. Im Gespräch mit Radio Vatikan sagte er:

„Was bedeutet diese Entscheidung? Sie wertet die Religionslehrer zu Dozenten zweiter Klasse ab und stellt den Religionsunterricht als didaktisch sinnloses Fach dar. Und dann sollen die Leistungen der Schüler - seien sie nun mehr oder weniger gut - auch noch völlig ignoriert werden. Eher noch als eine rechtliche halte ich das für eine kulturelle Absurdität.“

Der Streit um den Religionsunterricht zeige ein grundsätzliches und „weltliches“ Unverständnis gegenüber der Tatsache, dass das „Wissens um Religion“ kulturelles Basiswissen sei. D’Agostini:

„Die gesamte italienische Kultur müsste diese Entscheidung im Grunde als Angriff verstehen. Der Religionsunterricht an den staatlichen Schulen hat überhaupt nichts mit Konfession oder Bekehrung zu tun. Er lässt uns verstehen, dass man die religiöse Tradition der Geschichte und Kultur eines Volkes nicht einfach abschneiden kann. Das Gericht hat - so meine Befürchtung - eines nicht verstanden: Wenn ein junger Mensch erwachsen wird, ohne die christliche Tradition zu verstehen, bleibt seine kulturelle Identität unglaublich arm. Ihm wird auch als Bürger immer eine entscheidende Dimension seiner Ausbildung fehlen.“

In Italien ist nach der Entscheidung eine Debatte um die gesellschaftliche Bedeutung des Religionsunterrichtes an Schulen und Universitäten entbrannt. Die italienische Bildungsministerin Mariastella Gelmini kritisiert die Abwertung des Religionsunterrichtes und will vor dem Staatsrat Beschwerde einlegen.

(rv 14.08.2009 pr)








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