2009-08-08 13:21:03

Unsere Buchvorstellung: „Der Arzt“- Biographie Albert Schweitzers von Lothar Simmank


Ein Genie der Menschlichkeit, so äußert sich Winston Churchill über Albert Schweitzer. Albert Einstein stellt ihn neben Gandhi. Beide leben selbstlos für ihre Mitmenschen, sie vertreten auch übernationale ethisch-moralische Grundsätze.
Von einer nahe liegenden gehobenen wissenschaftlichen Laufbahn verabschiedet sich Albert Schweitzer. Er will den Menschen dienen, ihnen die Ehrfurcht vor dem Leben praktisch erfahrbar machen. Seine Wirkungsstätte wird Lambarene am Kongo/Afrika.
Krieg, das darf nicht sein, das ist die bittere Erfahrung aus zwei Weltkriegen und dem furchtbaren Erlebnis mit dem Abwurf der Atombombe. Er findet Sympathisanten, Mitstreiter auch unter Wissenschaftlern und Gebildeten, erhält sogar 1954 den Friedensnobelpreis –rückwirkend für 1952 -, danach erlebt er eine Phase der Anfeindungen. Während des Kalten Krieges gerät er in den USA auf die so genannte Schwarze Liste. Typisch, wie er mit dieser Erfahrung umgeht.
Humorvoll ironisch erklärt er: „Mein Ideal ist: Ein Fell wie ein Nilpferd, eine Seele wie ein Engel. Was das erstere betrifft, bin ich schon ziemlich weit gekommen“ (S. 102).
Diese Biographie stellt A. Schweitzer als Philosophen, Theologen, Arzt und Orgelkünstler vor. Sie fragt nach seinen entscheidenden Zielen:
Da ist der Wille, das eigene Glück zu teilen, verbunden mit dem denkwürdigen Entschluss, nach dem 30. Lebensjahr nur noch einen Beruf des Dienens auszuüben, und zwar als Arzt in den Tropen. Dafür muss er erst einmal Medizin studieren. Buße, Umkehr, Nächstenliebe, das wird nun sein Lebensgrundsatz gegenüber einer verkopften wissenschaftlichen Theologie an der Universität.
Da ist ferner: Die neue Sicht von Kultur und Ethik, als er 1915 ziemlich plötzlich den Begriff „Ehrfurcht vor dem Leben“ entdeckt und Philosophie, Recht und Theologie dadurch einen gemeinsamen Nenner bekommen. Das neue Ideal verlangt praktische Umsetzung im Alltag, ökologisches Handeln beispielsweise wird daher selbstverständlich.
Der Philosoph und Arzt ist auch Orgelkünstler. Seine Konzert- und Vortragstätigkeit führt ihn quer durch Europa. Mit den Schallplattenaufnahmen seiner Bachkantaten kann er die Ausgaben am Kongo in erheblichem Maße finanzieren.
Ein Jahr vor seinem Tod am 4. September 1965 in Afrika, hinterlässt er – auf Tonband gesprochen – sein Vermächtnis an die Nachwelt. Darin heißt es: „Die Ehrfurcht vor dem Leben gebietet uns, den hilfsbedürftigen Völkern in aller Welt Hilfe zu bringen …. Es muss dahin kommen, dass Weiß und Farbig sich in ethischem Geist begegnen. Dann erst wird eine echte Verständigung möglich sein. An der Schaffung dieses Geistes zu arbeiten heißt zukunftsreiche Politik treiben“ (S. 109). Winston Churchill hatte Recht: Albert Schweitzer war ein Genie der Menschlichkeit und als solcher werden ihn auch heutige Leser gern im Gedächtnis behalten. „Das schönste Denkmal, das sich ein Mensch wünschen kann, steht in den Herzen seiner Mitmenschen“, sagt Albert Schweitzer. Dazu trägt dies Wichern-Portrait ganz wesentlich bei.
Zum Mitschreiben: Lothar Simmank, Der Arzt, Wichern Verlag, 2008, ca. 10 Euro.

(rv 08.08.2009 hr)







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