Unsere Buchvorstellung: „Der Arzt“- Biographie Albert Schweitzers von Lothar Simmank
Ein Genie der Menschlichkeit, so äußert sich Winston Churchill über Albert Schweitzer.
Albert Einstein stellt ihn neben Gandhi. Beide leben selbstlos für ihre Mitmenschen,
sie vertreten auch übernationale ethisch-moralische Grundsätze. Von einer nahe
liegenden gehobenen wissenschaftlichen Laufbahn verabschiedet sich Albert Schweitzer.
Er will den Menschen dienen, ihnen die Ehrfurcht vor dem Leben praktisch erfahrbar
machen. Seine Wirkungsstätte wird Lambarene am Kongo/Afrika. Krieg, das darf nicht
sein, das ist die bittere Erfahrung aus zwei Weltkriegen und dem furchtbaren Erlebnis
mit dem Abwurf der Atombombe. Er findet Sympathisanten, Mitstreiter auch unter Wissenschaftlern
und Gebildeten, erhält sogar 1954 den Friedensnobelpreis –rückwirkend für 1952 -,
danach erlebt er eine Phase der Anfeindungen. Während des Kalten Krieges gerät er
in den USA auf die so genannte Schwarze Liste. Typisch, wie er mit dieser Erfahrung
umgeht. Humorvoll ironisch erklärt er: „Mein Ideal ist: Ein Fell wie ein Nilpferd,
eine Seele wie ein Engel. Was das erstere betrifft, bin ich schon ziemlich weit gekommen“
(S. 102). Diese Biographie stellt A. Schweitzer als Philosophen, Theologen, Arzt
und Orgelkünstler vor. Sie fragt nach seinen entscheidenden Zielen: Da ist der
Wille, das eigene Glück zu teilen, verbunden mit dem denkwürdigen Entschluss, nach
dem 30. Lebensjahr nur noch einen Beruf des Dienens auszuüben, und zwar als Arzt in
den Tropen. Dafür muss er erst einmal Medizin studieren. Buße, Umkehr, Nächstenliebe,
das wird nun sein Lebensgrundsatz gegenüber einer verkopften wissenschaftlichen Theologie
an der Universität. Da ist ferner: Die neue Sicht von Kultur und Ethik, als er
1915 ziemlich plötzlich den Begriff „Ehrfurcht vor dem Leben“ entdeckt und Philosophie,
Recht und Theologie dadurch einen gemeinsamen Nenner bekommen. Das neue Ideal verlangt
praktische Umsetzung im Alltag, ökologisches Handeln beispielsweise wird daher selbstverständlich.
Der Philosoph und Arzt ist auch Orgelkünstler. Seine Konzert- und Vortragstätigkeit
führt ihn quer durch Europa. Mit den Schallplattenaufnahmen seiner Bachkantaten kann
er die Ausgaben am Kongo in erheblichem Maße finanzieren. Ein Jahr vor seinem Tod
am 4. September 1965 in Afrika, hinterlässt er – auf Tonband gesprochen – sein Vermächtnis
an die Nachwelt. Darin heißt es: „Die Ehrfurcht vor dem Leben gebietet uns, den hilfsbedürftigen
Völkern in aller Welt Hilfe zu bringen …. Es muss dahin kommen, dass Weiß und Farbig
sich in ethischem Geist begegnen. Dann erst wird eine echte Verständigung möglich
sein. An der Schaffung dieses Geistes zu arbeiten heißt zukunftsreiche Politik treiben“
(S. 109). Winston Churchill hatte Recht: Albert Schweitzer war ein Genie der Menschlichkeit
und als solcher werden ihn auch heutige Leser gern im Gedächtnis behalten. „Das schönste
Denkmal, das sich ein Mensch wünschen kann, steht in den Herzen seiner Mitmenschen“,
sagt Albert Schweitzer. Dazu trägt dies Wichern-Portrait ganz wesentlich bei. Zum
Mitschreiben: Lothar Simmank, Der Arzt, Wichern Verlag, 2008, ca. 10 Euro.