Erinnern Sie sich noch an die „Regensburger Rede“ des Papstes von 2006? Ein Seitenhieb
darin auf Mohammed sorgte für Aufruhr in der islamischen Welt und ließ das christlich-islamische
Gespräch in hohen Wellengang geraten. Mittlerweile sind die Wogen wieder geglättet
– erst recht nach den Besuchen Benedikts in Istanbul und Amman. Und doch gibt es noch
eine Nachwirkung von Regensburg, von der kaum jemand weiß.
„Wie soll die Welt
auf die islamistischen Einschüchterungen reagieren?“ Das war der Titel eines Aufsatzes,
den der französische Philosoph Robert Redeker nach Benedikts Regensburger Rede veröffentlichte.
Der Text, den „Le Figaro“ abdruckte, äußerte die Befürchtung, der radikale Islam wolle
der Welt seine Wertvorstellungen aufzwingen. Daraufhin erhielt der Autor Morddrohungen,
wurde tätlich angegriffen, erhielt Polizeischutz – und tauchte unter. Bis heute. Zwar
gab es zunächst eine große Solidaritätskampagne in der Öffentlichkeit, doch danach
wurde es still um Redeker. In der Zeitschrift „Médias“ hat er sich nun aus dem Untergrund
zu Wort gemeldet, und zwar voller Verbitterung. Noch immer gibt es für ihn bestenfalls
eine „Halbfreiheit“, kein normales Leben, Polizeischutz. Er kann nur seine Familie
sehen; Besuche bei Freunden sind zu kompliziert, zumal viele von ihnen sich zurückgezogen
haben. Und die Zeitungen, die seine Texte früher regelmäßig druckten, darunter „Libération“,
„Marianne“ oder „Les Temps modernes“, drucken ihn nicht mehr; einige Redaktionen antworten
noch nicht einmal mehr auf seine Briefe. „Wir kennen Redeker selbst als Nervensäge“,
urteilt die Medienredaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und enthält sich deshalb
eines Urteils. Aber eines ist klar: Solange Robert Redeker noch Polizeischutz braucht
wie ein Salman Rushdie, solange ist der Fall „Regensburger Rede“ eben doch noch nicht
abgeschlossen...