Die Debatte zwischen
Staat und Kirche in Argentinien wird schärfer: Es geht um das Ausmaß der Armut in
dem Land. Die katholische Kirche kritisiert, dass die politische Führung keine Programme
gegen die wachsende Not der Menschen habe. Das erklärte der Sprecher der Argentinischen
Bischofskonferenz, Jorge Osterheld, in einem Fernsehinterview am Donnerstagabend.
Papst Benedikt XVI. hatte ebenfalls eine skandalöse Armut und Ungleichheit in Argentinien
angeprangert. Mit dieser Einschätzung der Lage habe Benedikt die Gefühle der Argentinier
richtig ausgedrückt, so Osterheld in Buenos Aires.
Die Kirche betrachte nicht
nur auf die Probleme eines einzelnen Landes. Gerade in Südamerika gebe es eine wichtige
Zusammenarbeit zwischen den Bischofskonferenzen, um gemeinsam gegen die Armut vorzugehen.
Das sagt unser Lateinamerika-Experte Luis Badilla.
„Wie Papst Benedikt XVI.
in seiner Enzyklika „Caritas in veritate“ erklärt, geht es der Kirche darum, Strategien
zu erarbeiten, um die sozialen Ungleichheiten zu beseitigen. Denn das Grundproblem
in Lateinamerika besteht gerade darin, dass es eine skandalöse Ungleichheit zwischen
den Menschen gibt. Wenn der Papst also über die skandalöse Armut in Argentinien spricht,
so meint er sicherlich auch dasselbe für ganz Lateinamerika. Er nennt also einen Staat,
bezieht sich aber auf den gesamten Kontinent. Man rechnet, dass in Argentinien mindestens
elf Prozent der Kinder an Hunger leiden. Doch andererseits gibt es in demselben Land
Kinder, die aus gesundheitlichen Gründen abnehmen müssen, weil sie zuviel essen. Das
ist der Stein des Anstoßes - und darauf bezieht sich der Papst.“
Die argentinischen
Regierungsvertreter wiesen die Klagen der Kirche über solche Zahlen zurück. Doch es
gehe nicht um Ziffern, so Badilla.
„Es ist einfach skandalös, wie gleichgültig
viele Menschen sind! Viele nützen die Armen einfach aus. Und ebenso viele schauen
weg. Besonders die Drogen-Kriminalität ist in dieser Hinsicht schlimm: Sie zwingt
arme Jugendliche, ohne Arbeit und ohne eine Zukunft zu leben. Sie gibt den jungen
Südamerikaner die Illusion, dass Drogen alle Probleme lösen können.“