Mit scharfer Kritik
haben Kirchenvertreter in den vergangenen Tagen auf die jüngste Einschränkung der
Pressefreiheit in Venezuela reagiert. Venezuelas Präsident Hugo Chavez hatte kürzlich
mehr als 30 privaten Rundfunkstationen des Landes die Lizenz entzogen und die Sender
somit de facto abgeschaltet. Die Beziehungen zwischen der Kirche und dem linksgerichteten
Präsidenten sind seit langer Zeit schlecht, erklärte uns der Erzbischof von Coro,
Roberto Lückert León, Vize-Präsident der venezolanischen Bischofskonferenz.
„Die
schwierige Beziehung zwischen Bischofskonferenz und der Regierung hat ihren Ursprung,
als sich vor zwei Jahren der emeritierte Kurienkardinal Rosalio José Castillo Lara
gegen Präsident Chavez stellte. Hugo Chavez ist seit 1999 Präsident unseres Landes.
Seither erfuhren Staat, Wirtschaft und Gesellschaft eine grundlegende Umstrukturierung.
Kardinal Castillo Lara warf dem Präsidenten vor, dass sein Regierungsstil undemokratisch
sei und dass seine Regierung Andersdenkende verfolge.“
Die Bischöfe Venezuelas
stehen geschlossen hinter Kardinal Castillo Laras Kritik, so Erzbischof Lückert León.
Ein besonderer Dorn im Auge ist für sie das Machtverständnis des Präsidenten.
„Chavez
ist ein totalitärer Autokrat. Er spricht von Sozialismus und bezieht sich dabei auf
das kubanische Beispiel. Doch in Kuba herrscht eine Diktatur. Chavez selber bezeichnet
sich als tropische Version des Sonnenkönigs. Er glaubt, dass er der Staat sei, und
das können wir Christen nicht akzeptieren. Die Bischöfe sollen und dürfen deshalb
nicht schweigen.“
Aktuell sind noch mehr als 100 private Radiostationen
in Venezuela in Betrieb. Beobachter glauben, dass Präsident Chavez diese ebenfalls
in den kommenden Tagen abschalten wird.