Vatikan: Fluch und Segen von Internet-Freundschaften
Zu viel Kommunikation
im Internet führt zu gesellschaftlicher Vereinsamung. Darauf hat nun der neue Erzbischof
von Westminster, Vincent Nichols, hingewiesen. Durch die Konzentration auf den Austausch
von Nachrichten über E-Mail oder in Netzwerken wie „Facebook“ gingen den Teilnehmern
wichtige soziale Fähigkeiten verloren, sagte der Erzbischof in einem Interview mit
dem „Sunday Telegraph“. Zugleich nehme die Fähigkeit ab, auf den Gesprächspartner
und seine Bedürfnisse einzugehen, warnte Nichols. Auch der Vatikan nimmt die Internet-Kommunikation
ernst. In seiner letzten Botschaft zum Welttag der Kommunikation lobt Papst Benedikt
XVI. die positiven Seiten dieser neuen Technologien. Das sagt uns der Sekretär des
Päpstlichen Rates für Soziale Kommunikation, Bischof Paul Tighe.
„Das Konzept
der Freundschaft, die in der Welt der so genannten „social networks“ zugrunde liegen,
ist auch in der katholischen und im Allgemeinen in der christlichen Tradition wichtig.
Es ist doch schön, dass für so viele Jugendliche die Freundschaft wieder eine wichtige
Rolle in ihrem Leben spielt. Doch man muss auch auf die Gefahren hinweisen. Was mich
besonders bei den Äußerungen von Erzbischof Nichols erfreut hat, ist seine Kritik
über die Art der Internet-Freundschaften. Vielen geht es nur um die Zahl und nicht
um die „Qualität“ der Freundschaft. Es geht aber nicht darum, dass man auf Facebook
200 oder 300 Freunde vorweisen kann, sondern dass man für seine Freunde da ist und
ihnen zuhört. Das ist ein grundlegender Aspekt.“
Nichols äußerte sich mit
Blick auf das Schicksal einer Schülerin, die sich in der vergangenen Woche mit einer
Überdosis Medikamenten das Leben genommen hatte, nachdem sich Mitschüler im Internet
über ihr Äußeres und ihre Kleidung lustig gemacht hatten. Der Fall sorgte landesweit
für Aufsehen. Dazu sagt der Sekretär des vatikanischen Rates für Kommunikationsmittel:
„Mit
den Kommunikationsmitteln richtig umzugehen, ist von Bedeutung. Deshalb kümmert sich
die Kirche um die Familien. Denn dort ist der Kern aller Kommunikation zu finden.
Es geht aber nicht darum, den Jugendlichen das Internet und die „social networks“
zu verbieten, vielmehr geht es darum, dass der Sohn oder die Tochter ein normales
und ruhiges Leben innerhalb der Familie und darüber hinaus führen kann.“