2009-08-04 12:21:00

Pakistan: Bischöfe fordern mehr Schutz für Christen


RealAudioMP3 Nach dem Mord an mehreren Christen sind am Montag zahlreiche christliche Schulen in der pakistanischen Finanzmetropole Karachi aus Protest geschlossen geblieben. Davon betroffen sind über 62 Einrichtungen in der Stadt mit insgesamt 50.000 Schülern. Wütende Muslime hatten am Samstag in dem christlich dominierten entlegenen Dorf Gojra in der Provinz Punjab 40 Häuser und eine Kirche zerstört und mehrere Menschen umgebracht. Die Zahl der Todesopfer schwankt in den bisherigen Berichten von Nachrichtenagenturen zwischen sechs und neun. Der Apostolische Nuntius in Pakistan ist entsetzt; die neue Attacke reiht sich in eine lange Liste von Gewalttaten gegen Christen ein, sagte Erzbischof Adolfo Tito Yllana, den wir in Islamabad erreichten:

„Ich erinnere hierbei an das geltende Blasphemiegesetz. Christen sind hier eine beliebte Zielscheibe von Islamisten. Wenn man genauer hinschaut, dann merkt man, wie willkürlich sie mit den Christen umgehen. Die Behörden tun zu wenig für die Christen. Sie müssten sich vielmehr um deren Schutz sorgen. Denn die Christen sind die schwächsten Glieder dieser Gesellschaft.“

Auch der Vorsitzende der Pakistanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Lawrence Saldanha, fordert von der Regierung mehr Entschlossenheit beim Schutz der Minderheiten des Landes. Er kündigte ein diesbezügliches „Sondertreffen mit der Staatsführung in Islamabad” an. Die Regierung trage eine Mitverantwortung an den Morden, weil sie nicht alle Vorkehrungen zum Schutz der Christen getroffen habe, sagt Erzbischof Saldanha:

„Es ist eine Tatsache, dass der Islam als einzig wahre Religion in diesem Land anerkannt wird. Wir Christen gelten deshalb als Zweite-Klasse-Bürger in unserem eigenen Land. Deshalb sind wir oft Zielscheibe von extremistischen Gruppierungen, die uns problemlos angreifen können. Ich möchte auch darauf hinweisen, dass die meisten Pakistaner sehr friedfertig und gegen jegliche Gewalt sind. Leider erlaubt aber der Staat einer kleinen Gruppe indirekt, gegen uns vorzugehen.“

Die Christen des Landes ruft der Erzbischof dazu auf, keine Schritte zu setzen, die weitere Angriffe der Terroristen zur Folge haben könnten.

„Die muslimischen Fundamentalisten möchten doch nur beweisen, dass sie angeblich das Land beherrschen und dass sie an sich stark sind. Doch kein Politiker möchte etwas gegen sie unternehmen, weil man vor den Islamisten Angst hat. Wir verlangen aber von der Regierung, dass nun konkrete Maßnahmen ergriffen werden. Zum Beispiel sollten sie in den Dörfern Lautsprecher verbieten, über die Hassreden gegen uns Christen verbreitet werden.“

Die Unruhen brachen aus, weil Dorfbewohner bei einer katholischen Hochzeit angeblich der Koran entweiht haben sollen. Papst Benedikt XVI. bekundete seine tiefe Trauer und Bestürzung über den Anschlag auf die Christengemeinde in Gorja. In einem Telegramm an den Bischof von Faisalabad, Joseph Coutts, verurteilte er den „sinnlosen Angriff“, bei dem schuldlose Männer, Frauen und Kinder ums Leben gekommen waren. Von den 167 Millionen Pakistanern sind weniger als drei Prozent Christen.

(rv/afp/asianews 04.08.2009 mg)








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