Pakistan: Bischöfe fordern mehr Schutz für Christen
Nach dem Mord an mehreren
Christen sind am Montag zahlreiche christliche Schulen in der pakistanischen Finanzmetropole
Karachi aus Protest geschlossen geblieben. Davon betroffen sind über 62 Einrichtungen
in der Stadt mit insgesamt 50.000 Schülern. Wütende Muslime hatten am Samstag in dem
christlich dominierten entlegenen Dorf Gojra in der Provinz Punjab 40 Häuser und eine
Kirche zerstört und mehrere Menschen umgebracht. Die Zahl der Todesopfer schwankt
in den bisherigen Berichten von Nachrichtenagenturen zwischen sechs und neun. Der
Apostolische Nuntius in Pakistan ist entsetzt; die neue Attacke reiht sich in eine
lange Liste von Gewalttaten gegen Christen ein, sagte Erzbischof Adolfo Tito Yllana,
den wir in Islamabad erreichten:
„Ich erinnere hierbei an das geltende
Blasphemiegesetz. Christen sind hier eine beliebte Zielscheibe von Islamisten. Wenn
man genauer hinschaut, dann merkt man, wie willkürlich sie mit den Christen umgehen.
Die Behörden tun zu wenig für die Christen. Sie müssten sich vielmehr um deren Schutz
sorgen. Denn die Christen sind die schwächsten Glieder dieser Gesellschaft.“
Auch
der Vorsitzende der Pakistanischen Bischofskonferenz, Erzbischof Lawrence Saldanha,
fordert von der Regierung mehr Entschlossenheit beim Schutz der Minderheiten des Landes.
Er kündigte ein diesbezügliches „Sondertreffen mit der Staatsführung in Islamabad”
an. Die Regierung trage eine Mitverantwortung an den Morden, weil sie nicht alle Vorkehrungen
zum Schutz der Christen getroffen habe, sagt Erzbischof Saldanha:
„Es ist
eine Tatsache, dass der Islam als einzig wahre Religion in diesem Land anerkannt wird.
Wir Christen gelten deshalb als Zweite-Klasse-Bürger in unserem eigenen Land. Deshalb
sind wir oft Zielscheibe von extremistischen Gruppierungen, die uns problemlos angreifen
können. Ich möchte auch darauf hinweisen, dass die meisten Pakistaner sehr friedfertig
und gegen jegliche Gewalt sind. Leider erlaubt aber der Staat einer kleinen Gruppe
indirekt, gegen uns vorzugehen.“
Die Christen des Landes ruft der Erzbischof
dazu auf, keine Schritte zu setzen, die weitere Angriffe der Terroristen zur Folge
haben könnten.
„Die muslimischen Fundamentalisten möchten doch nur beweisen,
dass sie angeblich das Land beherrschen und dass sie an sich stark sind. Doch kein
Politiker möchte etwas gegen sie unternehmen, weil man vor den Islamisten Angst hat.
Wir verlangen aber von der Regierung, dass nun konkrete Maßnahmen ergriffen werden.
Zum Beispiel sollten sie in den Dörfern Lautsprecher verbieten, über die Hassreden
gegen uns Christen verbreitet werden.“
Die Unruhen brachen aus, weil Dorfbewohner
bei einer katholischen Hochzeit angeblich der Koran entweiht haben sollen. Papst Benedikt
XVI. bekundete seine tiefe Trauer und Bestürzung über den Anschlag auf die Christengemeinde
in Gorja. In einem Telegramm an den Bischof von Faisalabad, Joseph Coutts, verurteilte
er den „sinnlosen Angriff“, bei dem schuldlose Männer, Frauen und Kinder ums Leben
gekommen waren. Von den 167 Millionen Pakistanern sind weniger als drei Prozent Christen.