Horrormeldungen aus
der Provinz Punjab: Islamische Fundamentalisten haben acht Christen, darunter ein
Kind und vier Frauen, getötet; sechs der Opfer verbrannten bei lebendigem Leib, die
zwei anderen starben durch Schüsse. Bei den Auseinandersetzungen in Gojra wurden Dutzende
von Menschen verletzt, viele von ihnen schwer. Ein christlicher Junge hatte angeblich
den Koran beleidigt; doch dieser Vorwurf ist falsch, sagt der pakistanische Minister
für Minderheiten, der Katholik Shahbaz Bhatti, der auch der Polizei vorwirft, die
kleine christliche Gemeinschaft nicht hinreichend geschützt zu haben. Die Täter gehören
nach Angaben des Ministers zu einer verbotenen Sunniten-Gruppe. Der wütende Mob hat
Dutzende Häuser zerstört und zwei Kirchen in Flammen aufgehen lassen. Die Zahl der
Todesopfer schwankt in den bisherigen Berichten von Nachrichtenagenturen zwischen
sechs und neun.
„Mindestens 3.000 Moslems, die von ihren Mullahs aufgehetzt
worden waren, haben das christliche Viertel der Stadt, in dem etwa zwei- bis dreitausend
Christen leben, angegriffen.“ Das berichtet Pater Bernardo Cervellera von der Päpstlichen
Missions-Nachrichtenagentur Asianews. „Einige Christen wurden in ihren Häusern blockiert
und sind dort lebendig verbrannt, darunter ein zweijähriges Kind. Mindestens fünfzig
Häuser sind zerstört.“
In ganz Pakistan bleiben von diesem Montag an christliche
Schulen und Bildungseinrichtungen geschlossen – zum Zeichen der Trauer und des Protestes.
Für den August ist das ein trauriger Auftakt – denn der Vatikan erinnert daran, dass
ausgerechnet in diesem Monat die verfolgten und diskriminierten Christen das Gebetsanliegen
des Papstes sind.
Papst Benedikt XVI. ist „tief betrübt“ über die antichristliche
Gewalt von Pakistan. In einem Beileidstelegramm, das an diesem Montag bekannt wurde,
spricht er von einem „hirnlosen Angriff“ und verspricht sein Gebet für die Opfer.
Benedikt bittet aber auch den Bischof von Faisalabad, Joseph Coutts, den Christen
in Pakistan eine Botschaft zu überbringen: „Sie sollen sich nicht entmutigen lassen
in ihren Bemühungen, eine vertrauens- und respektvolle Gesellschaft aufzubauen. Im
Namen Gottes: Mögen alle auf Gewalt verzichten, die soviel Leid mit sich bringt, und
den Weg des Friedens einschlagen!“
„In Pakistan kann man de facto verhaftet
und auch zum Tod verurteilt werden, wenn man der Blasphemie angeklagt wird; dazu reichen
ein oder zwei Ankläger, Beweise werden gar nicht gebraucht. Das macht das Gesetz zu
einem sehr einfachen Werkzeug für alle, die Rache suchen. Meist wird es gegen Christen
oder auch Hindus angewandt, um sich ihr Land unter den Nagel zu reißen, oder aus Rachsucht...
Die Christen bitten seit Jahren um die Abschaffung des Gesetzes – oder darum, dass
es klarer gefaßt wird.“ Christen sind laut Schätzungen die am meisten verfolgte
Gruppe weltweit; etwa 200 Millionen Christen werden rund um die Erde verfolgt. „Vor
allem, wenn wir nach Asien schauen“, sagt Missions-Experte Cervellera: „Dort haben
mindestens 35 Staaten die Religionsfreiheit eingeschränkt. Das reicht vom Verbot,
sich zu seinem Glauben zu bekennen, bis zum Verbot, auch nur eine Kapelle, ein religiöses
Bild, ein Kreuz zu haben. In den islamischen Ländern ist die Verfolgung oft etwas
stärker – auch weil Christen dort als Vertreter der westlichen Welt wahrgenommen werden.
In anderen Teilen Asiens hingegen – etwa in Indien – kommt es zu der Verfolgung auch
deshalb, weil dort die Christen für die Menschenrechte eintreten und zu einer sozialen
Revolution für die Unberührbaren beitragen.“
Das pakistanische Fernsehen gibt
an, es sei gegen mindestens achthundert Moslems Anzeige wegen der blutigen Vorgänge
in Punjab erhoben worden. Die Polizei habe schon etwa hundert Verdächtige verhaftet.
„Wir wollen, dass die Regierung alle diese Verbrecher vor Gericht stellt“, fordert
Bischof Sadiq Daniel gegenüber der Nachrichtenagentur AP. Der Ministerpräsident der
Punjab-Provinz, Shahbaz Sharif, hat den Familien der christlichen Todesopfer eine
Entschädigung von je 4.000 Euro in Aussicht gestellt. Armee und Sicherheitskräfte
patrouillieren an diesem Montag durch Gojra. Die Stadt liegt in der Region Faisalabad,
in der es zahlreiche Hardliner-Koranschulen gibt.