Zum Gedenken an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs gehört für die Deutschen neben
dem Bekennen von Schuld auch das Reden über eigenes Leid. Das hebt die evangelische
Landesbischöfin von Hannover, Margot Käßmann, in der evangelischen Zeitschrift „zeitzeichen“
hervor. Sie erinnert daran, dass als Folge des Kriegs rund 14 Millionen Deutsche ihre
Heimat verloren. Viele Vertriebene und Flüchtlinge hätten aber ihre Leidensgeschichten
nicht erzählen können; sie seien als Teil der deutschen Schuld gesehen worden und
hätten unter dem ständigen Verdacht des Revanchismus gestanden. Christen hätten aber
die innere Freiheit, „gleichermaßen Schuld zu bekennen, von Verletzungen zu sprechen
und für Versöhnung einzutreten“, so die Bischöfin. Sie erinnert an den früheren WDR-Intendanten
Klaus von Bismarck (1912-1997), der aus Pommern stammte und beim Leipziger Kirchentag
1954 in einem Referat gesagt habe: „Mein Herz sucht in diesem Augenblick die Wiesen,
die Felder und Bäume in meiner jetzt polnisch verwalteten Heimat in Pommern. Ich sehe
keinen Weg – um offen und nüchtern zu sein -, dorthin zurückzugelangen ohne Krieg
und ohne neue große Schrecken. Ich will nicht zurück für diesen Preis.“ Frau Käßmann,
die selbst aus einer Vertriebenenfamilie stammt, lobt eine solche Haltung. Damit könnten
Heimatvertriebene zur Versöhnung in Europa beitragen. Die Landesbischöfin: „Und viele
haben das in zahlreichen Initiativen getan.“ (idea 03.08.2009 sk)