2009-07-31 11:42:59

Erzbischof: „Christen in Nigeria brauchen Schutz“


RealAudioMP3 Die Gewalt im Norden von Nigeria hat in den letzten fünf Tagen mehr als 600 Menschenleben gefordert. Nun melden die Sicherheitskräfte, sie hätten Mohammed Yusuf getötet – also den Leiter der islamistischen „Taliban“-Gruppe, die die Gewalt ausgelöst hatte. Die Armee sieht das als wichtigen Erfolg ihrer Offensive; in weniger als 24 Stunden soll sie allein in der Stadt Maiduguri 300 Islamisten getötet haben.

„Eine Armee ist dazu da, um die Bevölkerung zu schützen – vor allem die bedrohte Bevölkerung. Und deshalb muss jetzt auch dort eingegriffen werden.“ Das sagt der deutsche Erzbischof Ludwig Schick. Er ist für weltkirchliche Belange zuständig und wird Ende August nach Nigeria reisen, zusammen mit Erzbischof Robert Zollitsch, der die Deutsche Bischofskonferenz leitet. „Wir sprechen auch mit den politischen Verantwortlichen und sagen ihnen, dass sie jetzt mit den entsprechenden Maßnahmen Frieden stiften und die Christen schützen müssen.“

Im Gespräch mit dem Kölner Domradio weist Erzbischof Schick darauf hin, dass es nicht ganz leicht sei, die Hintergründe der Gewaltorgie in Nigeria zu durchschauen. „Es gibt politische Gruppen, die um ihren Machtbereich ringen und ihn ausweiten wollen; die die islamische Scharia einführen wollen. Aber warum kommen Menschen zu diesen Gruppen, warum finden sie Anhänger unter der Bevölkerung? Das liegt wohl an Armut und Unwissenheit; und daher hängen die Probleme zusammen.“

Auch wenn die Militäroffensive also in den nächsten Stunden oder Tagen abgeschlossen werden sollte, wären damit aus der Sicht des deutschen Erzbischofs die Probleme in Nord-Nigeria alles andere als gelöst: „Für die direkte Befriedung ist Militär nötig – aber die Probleme, die dahinterliegen, müssen dann auch angegangen werden: Die Armut und Ungerechtigkeit im Land, die Unwissenheit auch, was die Religionen betrifft. Ich denke da an den Islam, an das Christentum, und es gibt ja auch noch animistische Religionen in Nigeria.“

Nach Augenzeugenberichten haben Tausende von Flüchtligen vor den anhaltenden Kämpfen zwischen Sicherheitskräften und fanatischen Muslimen Zuflucht in Militärbaracken am Rande der Stadt Maiduguri gesucht. Die meisten von ihnen sind Christen, aber auch viele Muslime befinden sich unter den Flüchtlingen, berichtet das deutsche katholische Hilfswerk Missio. Es gebe nicht genug Lebensmittel, Unterkünfte, Trinkwasser und Medikamente für die Menschen.

Bereits im Februar 2006 hatten muslimische Fanatiker Kirchen und Häuser von Christen in Maiduguri in Brand gesteckt. Zahlreiche Menschen starben. Anlass der Gewalt gegen Christen waren damals die Mohammed-Karikaturen, die Monate zuvor in einer dänischen Zeitung veröffentlicht worden waren. Die katholische Ortskirche hatte daraufhin ihre Bemühungen um den friedlichen Dialog mit den Muslimen verstärkt.

(afp/domradio/missio 31.07.2009 sk)







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