2009-07-29 13:16:51

Nigeria: Armut ist Wurzel islamistischer Gewalt


RealAudioMP3 Armut und mangelnde Bildung sind Ursachen der jüngsten Gewaltakte radikaler Islamisten in Nordnigeria. Das sagte im Interview mit Radio Vatikan der Leiter des „Katholischen Instituts für Entwicklung, Gerechtigkeit, Frieden und Caritas“ in Enugu, Prälat Obiora Ike. Hinter den seit Sonntag aufflammenden Angriffen auf Polizeistationen, christliche Kirchen und Moscheen verberge sich die islamistische Sekte Boko Haram, zu Deutsch „Erziehung ist Sünde“. Sie fordere die Einführung der Scharia in ganz Nigeria und lehne den westlichen Lebensstil ab, erklärt Ike:
„Die Sektenanhänger wollen keine wirkliche Ausbildung, keine Schulen, keine Modernisierung. Sie nennen sich die Taliban von Nigeria. Seit langem beobachtet man diese Gruppe, und die Sicherheitskräfte wissen davon. Aber im Norden wird nicht viel getan, auch weil die Sicherheitskräfte dort überwiegend Muslime sind und teilweise mit der Aussage dieser Gruppe sympathisieren, sie wolle ganz Nigeria islamisieren. Wir haben 36 Bundesländer in Nigeria und 12 Bundesländer haben sich schon zu Scharia-Staaten erklärt. Die Boko-Haram will den Scharia-Status überall ausbreiten.“
Von der Gewaltwelle sind die nördlichen Bundesstaaten Bauchi, Kano, Yobe und Borni betroffen. In der nordnigerianischen Stadt Maidiguro haben sich Armee und Islamisten in der Nacht zum Mittwoch heftige Gefechte geliefert. Örtlichen Medienberichten zufolge seien seit Sonntag mehr als 200 Menschen ums Leben gekommen. Die Islamisten rekrutierten ihre Anhänger vor allem unter Jugendlichen; viele seien Flüchtlinge aus dem Tschad und Niger, berichtet Ike:
„Die das machen sind Kinder, man führt sie nur an der Nase herum, sie sind gar nicht Schuld für das, was sie tun. Einmal geht es um Armut, denn diese Menschen sind wirklich arm. Sie haben nichts zu verlieren. Ein zweites Problem ist der Analphabetismus, sie gehen nicht zur Schule. Die Millenniums-Entwicklungs-Ziele sind bisher in Nigeria nicht ausreichend in die Tat umgesetzt worden.“
Die Regierung müsse daher die sozialen Ursachen der Radikalisierung tatkräftiger angehen, fordert Ike:
„Es geht darum, dass die Regierung eine ,good governance’ ermöglicht und für Rechtsstaatlichkeit sorgt. Damit hat man dann eine Grundlage, damit solche Schwierigkeiten gar nicht auftreten. .....Die Regierung müsste dann auch klar stellen, dass die Scharia in einem pluralen Staat nicht die Verfassung ersetzen kann. Die Muslime in Nigeria sind nicht die Mehrheit, sie mögen vielleicht 40 Prozent ausmachen, aber wir haben auch zehn bis 15 Prozent die keiner Religion oder anderen religiösen Minderheiten angehören, die restlichen 40 Prozent sind Christen aller Konfessionen. Wir wollen Religion als Friedensbotschaft sehen.“  
(rv 29.07.2009 ad)







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