Großbritannien: Anglikaner-Primas Williams für „Zwei-Linien-Modell“
Im Konflikt innerhalb der anglikanischen Kirche sieht Ehrenprimas Rowan Williams die
Möglichkeit eines „Zwei-Linien-Modells“. Demnach könnte es mittel- oder langfristig
eine Kirchengemeinschaft geben, die durch einen Vertrag an die bestehende Lehre gebunden
sei, sowie eine andere, die in ihren Lehren flexibler und nur lose mit der ersten
verbunden sei, schreibt Williams in einer auf seiner Internetseite veröffentlichten
Erklärung. Zugleich ruft er dazu auf, einen solchen Schritt nicht als Spaltung oder
Exkommunikation zu bezeichnen. Vielmehr handle es sich um zwei mögliche Formen anglikanischer
Existenz. - Weiter betont Williams, dass die anglikanische Kirche ihre Lehren nicht
einfach gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen anpassen könne. Änderungen der kirchlichen
Position könnten nur durch ein „genaues Bibelstudium“ begründet werden. - Mit seinem
Schreiben an die „Bischöfe, den Klerus und die Gläubigen“ reagiert der Erzbischof
von Canterbury auf die jüngst getroffene Entscheidung der US-Episkopalkirche, weiterhin
Homosexuelle zu allen Weihen zuzulassen und gleichgeschlechtliche Partnerschaften
zu segnen. Die Bischofsweihe von Homosexuellen in der liberalen US-Kirche ist einer
der zentralen Streitpunkte zwischen dem konservativen und dem liberalen Flügel der
rund 77 Millionen Anglikaner weltweit. Die Auseinandersetzungen über den künftigen
Kurs der anglikanischen Kirche führten bereits zu verschiedenen Abspaltungen.