Irak: Wahlen im Nordirak bedeutsam für Minderheiten
Zahlreiche Christen
nehmen an den Wahlen in den autonomen Kurdenprovinzen im Nordirak teil. Die Urnen
für die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen sind bereits offen. Rund 2,5 Millionen
Menschen sind aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. „Es handelt sich um sehr bedeutsame
Wahlen, speziell für die christliche Bevölkerung in der Region“, sagt gegenüber Radio
Vatikan der italienische Pax-Christi-Länderreferent, Renato Sacco. Der Nordirak sei
zwar die sicherste und ökonomisch florierende Region des Landes. Doch soziale und
religiöse Spannungen sorgten für Zündstoff. Sacco:
„Es handelt sich um eine
der brisantesten, weil erdölreichsten Zonen der Welt. Auf der einen Seite ist ein
starker wirtschaftlicher Aufschwung festzustellen, der in ganz unterschiedlichen Branchen
sichtbar ist. Die kurdische Bevölkerung fühlt sich dadurch gestärkt und als Sicherheits-Garant
für die Region. Und auch viele Christen, die aus Mossul und Bagdad geflohen sind,
befinden sich jetzt im irakischen Kurdistan. Andererseits gibt es dort ein großes
Konfliktpotential, beispielsweise im Bezug auf die Frage, wer künftig den Erdölreichtum
kontrolliert, die Zentralregierung in Bagdad oder die autonome Region? Hinzu kommt
die offene Frage der religiösen Minderheiten, welche die Spannungen natürlich erhöht.“ Als
aussichtsreichster Kandidat für das Präsidentenamt gilt Amtsinhaber Massud Barsani.
Das Parlament hatte den 62-Jährigen 2005 zum Präsidenten der autonomen Kurdenprovinzen
bestimmt. Jetzt muss er sich erstmals einer Direktwahl stellen.
Unter Barsani
hatte das Regionalparlament Ende Juni einen umstrittenen Verfassungsentwurf für die
Autonomieregion verabschiedet. Demnach sollen irakische Gebiete mit mehrheitlich kurdischer
Bevölkerung der Autonomieregion zugerechnet werden. Dieser Plan stieß bei Schiiten,
Sunniten und Turkmenen auf Protest. Beobachter im Land fürchteten eine Dreiteilung
des Irak, berichtet auch Renato Sacco. Die chaldäische Kirche wolle dies nach allen
Kräften verhindern, so der Pax-Christi-Referent:
„Denn wenn es zur Teilung
des Landes käme und es entsprechend drei unabhängige irakische Staaten entlang religiöser
und ethnischer Grenzen gäbe, würde das Land nicht nur seine kulturelle und historische
Vielfalt verlieren, die das Zusammenleben dort Jahrhunderte lang charakterisierten.
Auch die Minderheiten wären die klaren Verlierer einer solchen Regelung. Welchem Staat
würden dann beispielsweise die Christen zugehören?” (rv/afp 25.07.2009 ad)