2009-07-21 13:52:28

UNO/Serbien: Ein Jahr nach Karadžićs Festnahme


RealAudioMP3 An diesem Dienstag jährt sich die Festnahme des mutmaßlichen Kriegsverbrechers Radovan Karadžić. Über ein Jahrzehnt war es ihm gelungen, seine wahre Identität geheim zu halten. Inzwischen steht er vor dem UNO-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag, doch die juristische Aufarbeitung der serbischen Kriegsverbrechen ist schwieriger denn je. Immer noch gebe es in Bosnien und Serbien viele Anhänger Karadžićs. Das sagt gegenüber Radio Vatikan der italienische Autor und Journalist Alessandro Marzomagno. Er ist Fachmann für den Balkan.

„Radovan Karadžić war Präsident der autonomen serbischen Republik in Bosnien-Herzegowina. Zusammen mit dem Militärgeneral Ratko Mladić bildeten sie ein gefährliches und brutales Duo. Während Mladic für alle Militärverbrechen verantwortlich ist, fallen alle politischen Beschlüsse in Karadžićs Verantwortungsbereich. Sie träumten von einem Land, in der es keine Muslime geben durfte. Sie waren also zweifellos von religiösem Hass gekennzeichnet. Sie glaubten an einen utopischen serbisch-bosnischen Staat.“
 
Um diese Utopie zu verwirklichen, scheute sich Karadžić nicht, Frauen und Kinder zu vertreiben. Der größte Teil der männlichen Bevölkerung wurde in der Ortschaft Srebrenica ermordet.

 
„Srebrenica war ohne Zweifel das schlimmste Massaker in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg. Dort wurden etwa 7.000 Menschen umgebracht. Erst nach dieser Katastrophe schritt die internationale Staatengemeinschaft in den Konflikt ein. Karadžić war damals aber eine Marionette des Regimes in Belgrad. Mladic hatte beispielsweise einen normalen Lohn von der serbischen Armee. Die heutige Präsenz der UNO-Blauhelme und weiteren internationalen Institutionen im Balkan hat die ethnischen Auseinandersetzungen vorläufig aufgehoben. Ob es der internationalen Gemeinschaft gelingen wird, mit Soldaten und Schauprozessen wieder Ruhe und Frieden im ganzen Balkan zu schaffen, ist eine andere schwierige Frage.“

(rv/ap 21.07.2009 mg)








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