Frankreich: Soll Obama auch sonntags einkaufen dürfen?
Präsident Nicolas
Sarkozy will die Beschränkung der Sonntagsarbeit in Frankreich in „Tourismus-Zonen“
per Gesetz aufweichen. Auf die Idee kam er, nachdem beim jüngsten Obama-Besuch in
Paris die meisten Läden am Sonntag geschlossen waren. Frankreich sei das einzige Land,
an der alle Läden am Sonntag nicht offen seien, wetterte Sarkozy. Doch die Mehrheit
der Franzosen lehnt den Gesetzentwurf ab. Auch die katholischen Oberhirten sind dagegen.
Der Bischof von Le Havre, Michel Guyard, ist in der Bischofskonferenz der Grande Nation
für soziale Fragen zuständig. Gegenüber Radio Vatikan sagt er:
„Ein solches
Gesetz ist meiner Meinung nach völlig unnötig. Denn die Sonntagsruhe aufzuheben bedeutet
eine Banalisierung des Sonntags. Die Bischöfe sind nicht einfach für strenge Regelungen,
sondern es geht uns darum, den Ruhetag zu respektieren. Der Sonntag ist nicht einfach
ein Werktag. Und für uns Christen hat dieser Tag eine grundlegende Bedeutung, der
Sonntag ist der Tag des Herrn.“
Nach der jüngsten Umfrage sprechen sich
55 Prozent der Befragten in Frankreich gegen eine Aufweichung der bisherigen Regelung
auch nur in Tourismusgebieten aus. Doch Sarkozy will sein Ziel weiterverfolgen.
„Doch
für uns Menschen ist es wichtig, mindestens einen Tag in der Woche zu haben, an den
man sich ausruhen kann. An diesem Ruhetag soll und kann man sich anderen Dingen des
Lebens widmen, für die man sonst an Werktagen keine Zeit hat. Der Mensch ist nicht
nur ein Arbeiter oder Konsument. Er lebt in einer Gesellschaft, hat eine Familie und
Freunde. Wenn man nun den Sonntag als freien Tag abschafft, dann hat der Mensch doch
gar keine Möglichkeit mehr, mit anderen Mitmenschen zusammenzuleben. Das wäre das
Ende der Gesellschaft.“
Die französische Wirtschaft würde nach Sarkozys
Meinung – und viele Ökonomen pflichten ihm hier bei – von einem weiteren Verkaufstag
profitieren. Damit könnten rund 15.000 Arbeitsplätze geschaffen werden. Bischof
Guyard:
„Ich bin aber der Meinung, dass die Menschen einen gemeinsamen Ruhetag
haben sollten. Ich bin Realist, mir ist bewusst, dass am Sonntag die Welt nicht stehen
bleibt. Die Züge fahren auch sonntags und Krankenhäuser müssen jeden Tag zugänglich
sein. Es geht nicht darum, einen totalen Ruhetag zu haben, einen Tag, an der absolut
niemand arbeiten darf. Aber es sollte doch einen Tag geben, an dem es allgemein gilt,
nicht arbeiten zu müssen.“
Fazit: Bei der Diskussion um die Sonntagsruhe
gibt es zwei verschiedene Sichtweisen. Auf der einen Seite gibt es ökonomische Argumente
für eine Liberalisierung des Sonntags auf der anderen Seite sprechen soziale Gründe
gegen eine Aufhebung des freien Sonntags. Darüber hat eine Delegation der französischen
Bischofskonferenz mit Präsident Nicolas Sarkozy gesprochen.
„Er war uns
vor, dass wir nur an die Sonntagsgottesdienste denken würden. Auch sagte er, man könne
doch am Samstagabend zur Sonntagsmesse hingehen. Da hat er zwar recht. Wir antworteten
ihm aber mit Fakten: Immer mehr Jugendliche und Familien bevorzugen den Sonntag, um
an einem Gottesdienst teilzunehmen. Doch darum geht es nicht, es geht um den Respekt
des Ruhetages.“