2009-07-19 15:07:37

Südafrika: Internationale Aidskonferenz zu Chancen und Forschung


RealAudioMP3 5.000 Wissenschaftler und Ärzte aus aller Welt diskutieren von diesem Sonntag an im südafrikanischen Kapstadt über neue Chancen im Kampf gegen Aids. Die fünfte Konferenz der Internationalen Aids-Gesellschaft beschäftigt sich mit dem aktuellen Stand der Forschung zur Entstehung, Behandlung und Prävention der tödlichen Immunschwächekrankheit. Im nächsten Jahr soll die Konferenz in Wien stattfinden.

Nach Angaben der Vereinten Nationen leben rund zwei Drittel der weltweit 33 Millionen Aidskranken im Afrika südlich der Sahara. In Südafrika sterben täglich rund 1.000 Menschen an der Krankheit. Angesichts des chronischen Mangels an Aids-Medikamenten befürchtet die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ eine Katastrophe. Lieferschwierigkeiten und Geldmangel seien der Grund. Die Organisation ruft Regierungen und Geber auf, schnell und effektiv zu handeln. „Ärzte ohne Grenzen“ setzen sich außerdem für einen „Patent-Pool“ ein. Forscher und pharmazeutische Unternehmen sollen ihre Patente für eine Nutzungsgebühr anderen zur Verfügung stellen. Das könnte helfen, schneller und günstiger dringend gebrauchte neue Medikamente zu entwickeln.

Im Frühjahr hatte die Äußerung von Papst Benedikt XVI., Kondome allein könnten das Aids-Problem nicht lösen, eine weltweite Debatte losgelöst. Doch auch Hilfsorganisationen räumen die Grenzen des so genannten ABC-Modells (A für abstinence, B für be faithful, sei treu und C für condom) ein. In Ländern wie Uganda, Thailand oder dem Senegal zeigen Projekte mit ganzheitlichem Ansatz Erfolge. Das Modell SAVE setzt auf individuelle wie gesamtgesellschaftliche Hilfe (Safe practices, Acces to treatment, Voluntary testing, Empowerment), es geht um Verhütungsmaßnahmen jeder Art, um Zugang zu medizinischer Versorgung, rechtzeitige Beratung und HIV-Tests und das Heraustreten aus der Tabuzone. Nötig für diese Art der Aids-Prävention: der politische Wille.

Der südafrikanische Kardinal Wilfrid Napier, Erzbischof von Durban, kritisierte gegenüber Radio Vatikan die Haltung vieler politisch Verantwortlicher in Südafrika, die im Gebrauch von Kondomen die ausschließliche Lösung des Aids-Problems sähen. Napier:

„Wer ein Problem behandeln will, muss an die Ursache gehen. Und die Ursache ist vor allem sexuelle Promiskuität. Deshalb weist die Kirche auf die Notwendigkeit einer Verhaltensänderung hin. In diese Richtung geht im Übrigen auch die Politik der ugandischen Regierung. Sie hat Erfolg: Die Rate der Neuinfizierten ist in Uganda deutlich zurückgegangen – im Gegensatz zu Südafrika, wo wir mit Kondomen überflutet werden und trotzdem die höchste Neuinfektionsrate haben.“

Der Erzbischof von Dakar im Senegal, Kardinal Theodore-Andrien Sarr, berichtet im Gespräch mit Radio Vatikan vom gemeinsamen Kampf gegen Aids im Senegal von Christen und Moslems. Die Erfahrung zeige, das Kondom sei nicht die einzige Waffe gegen die Immunschwächekrankheit:

„Wir haben uns im Auftrag des Präsidenten engagiert und gemeinsam Abstinenz und Treue gepredigt. Wenn heute die Ansteckungsrate im Senegal niedrig ist, dann bestimmt auch, weil die Religionsgemeinschaften auf moralische Verhaltensweisen gepocht haben. … In einigen Ländern Afrikas mag diese Position schwierig sein, weil die Gewohnheiten anders sind. Doch Afrika ist in sich verschieden, und es gibt sehr wohl Gesellschaften, die den Begriff von Abstinenz und Treue kennen und ihn auch fördern.“

(pm/rv archivtöne 19.07.2009 bp)








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