Iran: Menschenrechtsorganisationen besorgt nach neuen Unruhen
Nach neuen Massenprotesten
in der iranischen Hauptstadt sorgen sich Menschenrechtsorganisationen um Menschenrechtsverletzungen
im Iran. Während und nach dem Freitagsgebet kam es in Teheran in dieser Woche zu Zusammenstößen
zwischen Milizen und oppositionellen Demonstranten. Ex-Präsident Akbar Hashemi Rafsandschani,
Ajatollah und Vorsitzender des Expertenrates, hatte beim Freitagsgebet Präsident Ahmadinedschad
indirekt zum Rücktritt aufgefordert. Anwesend war auch Oppositionsführer Moussawi,
der sich erstmals seit Langem in der Öffentlichkeit zeigte. Nachgelassen hätten die
Repressalien in den Wochen nach der umstrittenen Präsidentschaftswahl nur scheinbar.
Das meint Riccardo Nouri, Sprecher von Amnesty in Italien, im Gespräch mit Radio Vatikan.
Die Zeit dränge. Nouri:
„Mit jeder Woche, die vergeht, vor allem mit jedem
Freitag, wenn sich große Menschenmassen versammeln, erhalten wir neue beunruhigende
Nachrichten von weiteren Verhaftungen, der Anwendung von exzessiver Gewalt und von
Tränengas. Es handelt sich hier um einen historischen Moment und viele Beobachter
denken, dass es kein Zurück mehr gebe.“
Angesichts der Verhandlungen mit
dem Iran zum Atomstreit dürfe man die fortdauernden Menschenrechtsverletzungen im
Land nicht vergessen. Nouri:
„Der Protest der internationalen Gemeinschaft,
insbesondere der Europäischen Union, hätte entschiedener sein können. Mir scheint,
dass sich die allgemeine Aufmerksamkeit der Welt – berechtigterweise – auf die Atomfrage
und die nach außen gehenden Drohungen des Iran richtet. Um ein Minimum an Verhandlungen
über die Atomfrage in Gang halten zu können, vergisst man die Bedrohung der Millionen
iranischen Bürger im Land selbst - durch eine Regierung, die sich Methoden wie Verhaftung,
Folter und Todesstrafe bedient. Die nukleare Frage und die Verletzung der Menschenrechte
im Iran sind für mich – wie für viele andere Hilfsorganisationen auch - Teil derselben
Sache.“
Am Freitagabend haben in Berlin mehrere Menschenrechtsorganisationen
zu einem globalen Aktionstag für die Menschenrechte und Medienfreiheit in im Iran
aufgerufen. In einer Erklärung von „Amnesty International“, „Reporter ohne Grenzen“
und „P.E.N.“ wird die Freilassung aller „gewaltlosen“ politischen Gefangenen und ein
Ende der staatlich unterstützten Gewalt gefordert. Am 25. Juli sollen weltweit Solidaritätskundgebungen
mit dem iranischen Volk stattfinden.