Indonesien: Christliche und muslimische Führer verurteilen Bombenanschläge
„unzivilisierte Akte“
bezeichnet. Sie drängten zu schneller Aufklärung der Hintergründe. Bei den Bombenanschlägen
auf zwei Luxushotels in der indonesischen Hauptstadt sind an diesem Freitagmorgen
neun Menschen getötet worden. Weitere 52 Menschen wurden verletzt, unter den Opfern
sind nach Polizeiangaben auch 18 Ausländer. Ob religiöse Konflikte Ursachen des Anschlags
sind, ist noch ungeklärt. An sich ist das Zusammenleben der Religionen in Indonesien
friedlich, meint Thorsten Hinz. Er ist Indonesien-Referent von Caritas International.
„Das
Miteinander der Religionen und Kulturen funktioniert sehr gut. Es wird dort gefährdet,
wo von außen massive Interventionen stattfinden. Beispiel: Die von Suharto initiierte
Umsiedlungspolitik von Javanesen in andere Regionen hat beispielsweise zu den Auseinandersetzungen
auf den Molukken geführt. Im Grunde sind die Indonesier sehr friedliebend. Es ist
ein sehr schönes Miteinander der Religionen und Kulturen. Aber dort, wo es um knappe
Ressourcen geht, wird leider häufig die Religion dazu benutzt, um diese Auseinandersetzungen
als religiös zu verbrämen , was sie letztlich gar nicht sind.“
Der Kampf
um Bodenschätze und Land sei also eher Grund für schwelende Konflikte, so Hinz, und
das auch schon in der Geschichte des Landes. Auch die durchgreifende Anti-Terror-Politik
der noch jungen Demokratie Indonesien könnte den Unmut unter radikalen Islamisten
geschürt haben. Hinz:
„Ich sehe den Anschlag in einem weiteren Kontext,
der konkret vielleicht an den drei Hinrichtungen festzumachen ist, die im November
2008 stattgefunden haben. Ganz sicher ist es auch eine Antwort auf die Parlamentswahlen
und Präsidentenwahlen, bei denen die islamistischen Gruppen sehr schlecht abgeschnitten
haben. Ich denke, da könnte es durchaus sein, dass da Provokateure am Werk sind, die
einerseits westliche Präsenz und andererseits das Image des Landes insgesamt schädigen
wollen.“
Immer wieder war Indonesien Ziel von Anschlägen islamistischer
Extremisten. Bei einem Bombenanschlag auf Bali im Jahr 2002 kamen 202 Menschen, darunter
viele Touristen, ums Leben. Indonesische Terrorismusexperten vermuten, dass hinter
den aktuellen Selbstmordattentaten die radikale Islamistengruppe „Jemaah Islamiyah“
steckt. Indonesien ist das bevölkerungsreichste muslimische Land der Welt. Nach Ende
der Suharto-Diktatur 1998 wurde der Inselstaat zur Präsidialrepublik und wird heute
international als Demokratie angesehen.