Die Piusbruderschaft wird im Gespräch mit dem Vatikan niemals die Hand zu Kompromissen
ausstrecken. Das sagte der Traditionalisten-Bischof Bernard Tissier de Mallerais in
einem Interview mit der französischen Wochenzeitung "La Vie" (Paris). Seit dem Zweiten
Vatikanischen Konzil sei der Katholizismus zu einer "neuen Religion" geworden, kritisiert
Tissier de Mallerais. Er ist einer der vier Bischöfe der Piusbruderschaft, deren Exkommunikation
Papst Benedikt XVI. im Januar aufgehoben hat.
Nach Angaben von Tissier de Mallerais
hat die Bruderschaft eine Kommission aus zehn theologisch geschulten Priestern zusammengestellt,
die nun die Gespräche mit der Glaubenskongregation führen soll. Es handle sich dabei
um Theologen, die im schweizerischen Ecône studiert hätten oder Professoren in Priesterseminaren
seien.
Zu Fortschritten in den Gesprächen mit dem Vatikan werde es nur kommen,
wenn Rom "seine Sichtweisen überdenkt und die Irrtümer anerkennt, in welche die Kirche
durch das Konzil geführt worden ist", sagte Tissier de Mallerais. Weiter: "Nie werden
wir Kompromisse unterschreiben."
Die Gespräche müssen seines Erachtens in einem
wachsenden Grad der Schwierigkeiten voranschreiten und einen Punkt nach dem anderen
klären. Am Einfachsten sei es, mit der Liturgie zu beginnen, denn da könne man bereits
die "Mängel im neuen Ritus der Priesterweihe" aufzeigen. Spreche man von der neuen
Messe, so komme darin eine neue Theologie und damit eine "neue Religion" zum Ausdruck.
Anschließend
müsse es um die Themenbereiche Ökumene und Religionsfreiheit gehen. Dies seien schwerwiegendere
Fragen, weil sie mit dem Glauben verknüpft seien. Die Frage der Kollegialität der
Bischöfe könne erst zuletzt behandelt werden, weil es die schwierigste sei.
Bischof
Bernard Tissier de Mallerais hat eine Biografie über Erzbischof Marcel Lefebvre geschrieben,
den Gründer der „Priesterbruderschaft St. Pius X.“ Unter den vier Bischöfen der Gruppe
gilt Tissier als der "intellektuelle Hardliner", wie "La Vie" schreibt. In einem Interview
nach der Aufhebung der Exkommunikation hatte er bereits erklärt: „Wir ändern unsere
Positionen nicht, sondern wir haben die Absicht, Rom zu bekehren, das heißt, Rom zu
unseren Positionen zu führen."
Papst Benedikt XVI. will den Dialog mit der
Piusbruderschaft fortsetzen und sie zur Einheit mit der katholischen Kirche zurückführen.
Mit einem verbindlichen päpstlichen Erlass, einem "Motu proprio", hat er am 8. Juli
die seit langem erwarteten neuen Strukturen für den Dialog Roms mit den Traditionalisten
festgelegt. Das Dokument trägt nach seinen Anfangsworten den Titel "Ecclesiae unitatem"
(Die Einheit der Kirche).
In dem Dokument bindet der Papst die bisher weitgehend
eigenständige Kommission "Ecclesia Dei", die seit 1988 für den Dialog mit rückkehrwilligen
Lefebvrianern zuständig ist, unmittelbar an die vatikanische Glaubenskongregation.
Die Leitung der Kurienbehörde wechselte nach dem Willen des Papstes komplett. Zum
neuen Präsidenten der Kommission machte er den Präfekten der Glaubenskongregation,
Kardinal William Joseph Levada.