Die Terroristen, die am Sonntag in Bagdad blutige Attentate auf mehrere Kirchen verübten,
haben vom Abzug der US-Truppen profitiert – und sie sind wohl keine Iraker. Das glaubt
der Prokurator der chaldäischen Kirche in Europa, Bischof Philip Najim. Im Gespräch
mit uns sagte er:
„Die Terroristen haben ohne Zweifel aus dem jüngsten
Abzug der US-Truppen einen Vorteil gezogen. Es handelt sich um dunkle Mächte, die
von außerhalb des Landes kommen. Christen und Muslime haben im Irak immer friedlich
zusammengelebt. Gemeinsam haben sie dieses Land aufgebaut. Deshalb gelten die Christen
als hundertprozentige Iraker.“ Bei der Anschlagsserie am Sonntag starben vier
chaldäische Christen, rund 40 wurden teils schwer verletzt. Einen Tag nach den Attentaten
ist klar, dass nicht Christen allein Zielscheibe der Anschläge waren. Bischof Najim:
„Das ist ein unmenschlicher Akt. Den Terroristen geht es nur darum, alles
gegen den Frieden und Stabilität zu unternehmen. Sie tun dies, indem sie Angst verbreiten.
Ich bin nicht besorgt, weil sie gegen uns Christen vorgegangen sind, sondern vor allem
weil die Terroristen auch eine Bombe vor der Moschee in Mossul explodieren ließen.
Die Moschee befand sich neben einer Kirche und auch das christliche Gotteshaus wurde
beschädigt. Diese Attacken sind gegen alle irakischen Ethnien gerichtet. Deshalb sind
das Angriffe gegen den Irak und nicht speziell gegen uns Christen. Auch möchten die
Terroristen verhindern, dass der Irak normale Beziehungen mit der internationalen
Gemeinschaft aufbauen kann.“ Nach dem Rückzug der US-Truppen vergangener Woche
werden die Christen im Irak immer häufiger von radikalen Gruppen verfolgt. Inzwischen
haben von den 800.000 Christen, die vor der US-geführten Invasion 2003 im Irak lebten,
rund 250.000 das Land verlassen.
„Wir mussten leider erleben, wie zahlreiche
christliche Berufsleute und Intellektuelle angegriffen wurden. Die meisten von ihnen
sind ins Ausland geflüchtet. Im Irak haben die Terroristen alle Universitäten und
Bildungsstätten angegriffen. Das ist ein weiteres Zeichen dafür, dass sie das irakische
Volk destabilisieren möchten. Denn ohne Bildung hat das Land keine Zukunft. Die internationale
Staatengemeinschaft ist deshalb gefordert, diesen Angriffen ein Ende zu bereiten.
Das irakische Volk ist unschuldig und leidet seit mehreren Jahren an dieser Situation.“ (rv
13.07.2009 mg)