Honduras: „Kirche ergreift Partei für die Menschen“
Neue Entwicklungen
in der honduranischen Staatskrise: Der Übergangspräsident des Landes, Roberto Micheletti,
hat dem gestürzten Staatschef Manuel Zelaya eine Amnestie in Aussicht gestellt, sollte
er nach Honduras zurückkehren. Das sei eine Geste guten Willens – nicht mehr und nicht
weniger, sagte im Interview mit Radio Vatikan der Geschäftsführer des Lateinamerikahilfswerks
Adveniat, Prälat Bernd Klaschka:
„Ich denke beide Parteien befinden sich
im Augenblick in einem Prozess, aufeinander zu hören durch die Vermittlung des Präsidenten
von Costa Rica. Und dieses Hören besteht dann nicht nur darin, dass Worte gemacht
werden, sondern dass auch Gesten signalisiert werden. In diesem Zusammenhang sehe
ich dies als Geste von Micheletti an, die er gegenüber dem gestürzten Staatschef Zelaya
macht. Vielleicht soll sie Türen öffnen, aber es geht hier nicht um konkrete Vereinbarungen.“
Papst
Benedikt hatte beim sonntäglichen Angelus die Konfliktparteien und politischen Verantwortlichen
in Honduras zum Dialog aufgerufen. Das sei Voraussetzung für einen friedlichen Weg
aus der Krise, meint auch der Lateinamerikafachmann Klaschka. Bevor es zu konkreten
Vereinbarungen wie Neuwahlen kommen könne, müssten die Menschen aufeinander zugehen:
„Denn
das Land leidet unter einer Vertrauenskrise und einer Verständigungskrise. Und so
müssen erst einmal wieder Vertrauen und Verständigung aufgebaut werden, um dann zu
einer Versöhnung zu kommen. Und dies sind für mich die ersten Schritte, bevor man
überhaupt daran denken kann einen Wahltermin, so wichtig er ist und so klärend er
sein kann, ins Gespräch zu bringen.“
Zur Rolle der Kirche in der honduranischen
Staatskrise sagte Klaschka, die Bischöfe hätten Partei ergriffen für die Menschen.
In einer gemeinsamen Stellungnahme hatten sich die Oberhirten indirekt hinter die
Übergangsregierung gestellt:
„Mit ihrer Erklärung wollten sie der internationalen
Öffentlichkeit deutlich machen, dass einseitige Schuldzuweisungen und verkürzende
Darstellungen kontraproduktiv sind und im Grunde genommen, die Lösung nicht herbeiführen.
(…) Die Ursachen der Krise sind soziale Ungerechtigkeit, ausufernde Gewalt, aber auch
Korruption, Machtmissbrauch und da muss die Kirche eindeutig Partei ergreifen für
den Menschen und deswegen sehe ich die Erklärung der Bischöfe nicht als neutral an,
sondern sie ergreifen Partei für den Menschen und für die Gesellschaft in Honduras.“